Eine afghanische Geschichte

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murksy Avatar

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Mittlerweile gibt es ja schon einige Bücher von sogenannten Veteranen, die aus dem Einsatz zurückkamen. In diesem Fall wird die Lebensgeschichte einer Frau erzählt, die beide Seiten kennt. In Afghanistan aufgewachsen, durch politische Umbrüche nach Deutschland gekommen und dann wieder als Dolmetscherin für die Bundeswehr nach Afghanistan. So weit so kurz. Natürlich ist der Titel des Buches zunächst reißerisch und sticht ins Auge. Doch die Geschichte dieser Frau vor diesem schrecklichen Anschlag ist mehr als beeindruckend und fesselnd. Frau Alekozei schildert wunderbar die innere Zerrissenheit zwischen den beiden Kulturen, ihre persönlichen Schwierigkeiten, wenn sie versucht unbürokratisch Hilfe zu leisten. Beeindruckend, was diese resolute Frau alles auf die Beine gestellt hat. Das Buch bringt die Kultur Afghanistans in Teilen nahe, zeigt aber sehr gut, welch offenes Land dies einmal war, mit guten Beziehungen zu Deutschland. Tatsachen, die vielen Lesern so gar nicht bewusst sein dürften. Ein sehr liberales Land wurde durch Extremisten quasi in ein anderes Zeitalter katapultiert. Man spürt der Schreiberin ihren Schmerz über diese Veränderung sehr gut an. Was mir ganz gut gefiel, war dieser Blick aus dem Inneren, kleine Zusammenhänge, den Kampf in der eigenen Familie um die Hilfseinsätze. Die Zeit des Anschlages und danach sind nicht übermässig in die Länge gezogen. Obwohl dies vermutlich der einschneidenste Moment im Leben der Autorin war, ist sie nicht verbittert, sondern hebt das Positive hervor. Auch werden die Leistungen der Soldaten in würdigem Stil behandelt. Eine Insidersicht, die sich wohltuend abhebt. Natürlich ist auch diese Sicht der Dinge subjektiv, aber das soll eine Lebensgeschichte auch sein. Dass nicht alles rosig ist, erfährt man aus diesem Buch zur genüge. Aber man erfährt auch jede Menge Menschlichkeit und obwohl die Hoffnung für das Land schwindet, macht das Buch trotzdem Mut und zeigt, wozu auch einzelne Personen in der Lage sind. Ein sehr bewegendes Buch, dass ohne soldatisches Heldentum oder Glorifizierung auskommt. Ein Stück Zeitgeschichte, das dem Leser nicht nur Afghanistan und sein Vlk näherbringt, sondern vielleicht auch etwas aufrüttelt, selbst etwas zu tun. Und sei es nur im kleinen, sieh Stichwort "Brillen sammeln und co.". Ich ziehe meinen Hut vor dieser kleinen großen Frau.