Düster und spannend

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Sam Berger ist überzeugt, einem Serientäter auf der Spur zu sein, doch niemand anders lässt seine Indizien gelten. Deshalb macht sich der Stockholmer Ermittler in einem Alleingang auf die Suche nach dem Mann, den er für den Mörder von mehreren 15jährigen Mädchen hält – und gerät selbst in die Schusslinie.

So fand ich’s:

Es ist mir nicht wirklich leicht gefallen, in das Buch hineinzufinden. Die Erzählweise fand ich sehr gewöhnungsbedürftig und leider so, wie es bei Skandinaviern öfter mal vorkommt. Es wird viel angedeutet und wenig erklärt, vieles im Dunkeln gelassen. Und zwar im Kleinen wie im Großen.

Beispielsweise sieht sich Berger im Spiegel und das Lächeln vergeht ihm. Wieso, weiß man nicht. Eine Kollegin sagt ziemlich unmotiviert „Samtig“ in Bergers Richtung und drei Seiten später wird erklärt, dass das ihr spezieller Spitzname für ihn ist, wieso er diesen Namen von ihr bekommen hat, erfährt man aber nicht.

Genauso wird vieles nur angedeutet, was die große Krimihandlung angeht. Das mag dramaturgisch effektiv sein, aber mich nervt es, wenn man dieses Stilmittel zu häufig einsetzt. Teilweise wusste ich wirklich nicht, wovon gerade gesprochen wurde, weil einfach viel zuviel nur angedeutet und zu wenig erklärt wurde. Und so gerne ich Geheimnisse lüfte und selbst mitrate, so wenig mag ich es, wenn mir Geschichten erzählt werden, als müsste ich Fakten und Personen kennen, die mir bisher noch niemand vorgestellt und nahegebracht hat. Das nervte mich zusehends, weil ich mehr als einmal vergeblich rätselte, was mir der Autor sagen wollte, bis zur Mitte des Buches und ich habe nur weitergelesen, weil mir das Buch empfohlen wurde.

Dann wendete sich allerdings das Blatt und das Buch fing an, mir richtig gut zu gefallen. Die Handlung wurde einmal kräftig durchgeschüttelt und plötzlich ergab sich ein ganz neues Bild, vieles wurde klarer und ich musste wiederwillig anerkennen, dass das Verwirrspiel vom Anfang sich doch in eine harmonische Geschichte fügte.

Die beiden Hauptermittler Berger und Blom sind ein tolles Team und die Geschichte ist nicht zu verzwickt, aber auch nicht zu simpel und fesselte mich sehr, als ich mich dann doch mit dem Buch angefreundet hatte.

Die Atmosphäre ist wie bei Skandinaviern weit verbreitet ein bisschen düster und melancholisch, aber nicht wirklich bedrückend. Das Böse umweht Berger und er leidet in Erinnerungen und Träumen darunter, genauso wie unter seinem desolaten Privatleben. Die Spannung ist hoch und ich habe besonders die zweite Hälfte des Buches richtiggehend inhaliert und diese tolle zweite Hälfte hat für mich auch zu einem positiven Gesamturteil gereicht. Dieser Start in eine neue Krimireihe hat mich unterm Strich überzeugt und ich freue mich schon auf weitere Bücher mit dem Team Berger und Blom.