Gelungener Auftakt

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linus63 Avatar

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Ein fünfzehnjähriges Mädchen wurde entführt. Nach einem anonymen telefonischen Hinweis auf ihr Versteck führt die Polizei einen Befreiungsversuch durch, doch sie kommt zu spät, der Keller ist leer. Kriminalkommissar Sam Berger glaubt nicht an die simple Entführungstheorie der Polizei - er sieht eine Verbindung zu früheren Verbrechen und glaubt, dass ein Serienmörder am Werk ist. Dann findet er Spuren, die ihn zu einem dunklen Kapitel in seiner eigenen Vergangenheit führen und er beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln …

Mit Sam Berger betritt ein weiterer Kommissar die schwedische Krimibühne, der sich hinter seinen bekannten Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Wie die meisten anderen hat auch er Ecken und Kanten, und er geht gerne eigene Wege, anstatt sich den Vorgaben seiner Vorgesetzten zu beugen. Behaftet mit einer problematischen Vergangenheit, ausgestattet mit analytischem Scharfsinn und einem intuitiven Gespür für Verbrechen und Verbrecher, und nachts verfolgt von wilden Träumen, trifft er bald auf die Ermittlerin Molly Blom, die im selben Fall aus einer anderen Richtung heraus recherchiert und ein ebenso großes persönliches Interesse wie er selbst daran hat, den Täter zu finden.

Im Gegensatz zu Arne Dahls Krimireihe um die Opcop-Truppe bei Europol verläuft die Handlung recht lokal und gradlinig, ist aber trotzdem äußerst raffiniert konstruiert. In der für skandinavische Krimis so typischen kalten, düsteren und etwas melancholischen Atmosphäre schafft Dahl es mit Bravour, aus einem offensichtlich einfachen Tatbestand ein Verbrechen ungewöhnlichen Ausmaßes zu konstruieren, das er häppchenweise serviert. Anfangs sehr gemächlich, mit sehr ausführlichen Beschreibungen und für den Leser nicht immer nachvollziehbar, nimmt die Spannung langsam zu und der Fall immer größere Dimensionen an. Opfer und Täterrolle sind nicht klar definiert, ebenso verschwimmen zeitweilig die Grenzen zwischen Jägern und Gejagten. Immer wieder wartet Dahl mit einer ungewöhnlichen Wendung und einer nächsten Überraschung auf, es ist verwickelt, verworren und stellenweise fast absurd, doch am Ende wird alles logisch, schlüssig und für den Leser verständlich - bis hin zum großen Paukenschlag auf der letzten Seite, mit dem man den nächsten Band sofort in die Hand nehmen und weiterlesen möchte.

Fazit:
„Sieben minus eins“ ist ein gelungener Auftakt der Krimireihe um Dahls neues Ermittlerduo Berger und Blom. Fasziniert hat mich insbesondere die raffiniert konstruierte Handlung mit stetig wachsender Spannung und vielen Überraschungen, deren Potenzial sich wirklich erst im Laufe der Lektüre entfaltet. Empfehlenswert!