Sirenen im Kopf.....

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swansea Avatar

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Die Hauptprotagonistin dieser Leseprobe wirkt zu Beginn völlig überspannt: Sie ist Autorin, hat eine Deadline vom Verlag und soll ein Exposé vorlegen, von dem sie noch nicht eine einzige Seite schrieb.... Als sie eines Morgens eine Sirene hört, die immer lauter wird, (was sich wohl in ihrem eigenen Kopf abspielen mag), deutet sich für mich eine Art Nervenzusammenbruch an: Ein Kind ist zu versorgen (Tochter Johnny), Alex, ihr Mann oder Partner, der wohl viel trinkt und kifft, reagiert (nach außen hin) überhaupt nicht, als sie ihm mitteilt, dass sie fremdgegangen ist. Mit Benjamin, dem Agenten aus dem Verlag, bei dem sie für das Buch unter Vertrag steht, das sie zu veröffentlichen gedenkt.

Das Leben dieser Frau fühlt sich beim Lesen so wirr an, wie es wohl zu diesem Zeitpunkt auch ist - und die Idee, "mal eben in die Psychiatrie zu fahren", um die Gedanken ordnen zu lassen - von einem fachkundigen Psychologen, erscheint sinnvoll.....

Dann gibt es einen Rückblick in die Zeit als Kind. Stilistisch erinnerte mich auch dieser zweite Abschnitt in die Vergangenheit, als die Protagonistin noch ein Kind war, dessen Eltern meist auf Reisen waren - und die bei der Großmutter (ihrerseits etwas merkwürdig und sehr stolz auf ihren Sohn Siegfried, der der Stiefvater des kleinen Mädchens ist, dem wir hier begegnen) abgegeben wird, wenn mal wieder eine Dienstreise Siegfried's ansteht. Eine mehr als merkwürdige Familie; in der die Mutter Siegfried begleitet, da sie sonst sein Fremdgehen befürchtet und die Tochter kleine "Eigenheiten" entwickelt, die die Lehrerin dann der Mutter preisgibt.

Der Stil, der sehr schnörkellos und klar ist, gefällt mir - absolut offen scheint mir jedoch, in welche Richtung "Siegfried" tendiert.... Jedenfalls wirkt die Protagonistin auf mich sehr authentisch - und schonungslos offen.