Thriller mit Sogwirkung

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pennys little bookcorner Avatar

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Dieser Thriller ist für mich ein kleiner Geheimtipp.
Den Klappentext fand ich interessant, war mir aber gleichzeitig nicht sicher, ob die Story nicht eher schlicht werden würde. Die Leseprobe hat mich aber schon voll überzeugt und so musste ich das Buch einfach lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht! Ich konnte es kaum aus der Hand legen, was mir schon lange nicht mehr passiert ist,a ber dieser Thriller hat mich einfach gefesselt.

Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass die Morde zwar sehr brutal sind, die Story es aber trotzdem nicht nötig hat, sich darüber zu definieren. Die brutalen Taten haben sich gut in die Geschichte eingefügt, ohne dass sich das Buch ausschließlich über Brutalität definieren muss. Das habe ich bei anderen Büchern schon ganz anders erlebt. Hier fügt sich alles zu einer gut lesbaren Einheit zusammen, ohne dass sich etwas in den Vordergrund drängt.
Auch die Protagonisten haben mir äußerst gut gefallen. Natürlich bin ich großer Napoleon-Fan, wer kann schon einem Hund wiederstehen. Aber natürlich hat er den eigentlichen Hauptdarstellern die Bühne überlassen. Frieda ist eine totale Sympathieträgerin. Sie ist tough, ohne dabei eiskalt zu sein. Sie ist bescheiden, nicht immer selbstsicher und das macht sie so menschlich. In ihrer Art zu denken (und natürlich durch ihren Beruf) erinnert sie mich oft an Lydia Benecke, die ich ebenfalls großartig finde. So war es kein Wunder, dass ich auch Fan von Frieda wurde.
Marc ist nicht gerade ein Charmebolzen, aber man merkt, dass er dadurch oftmals seine Unsicherheit zu kaschieren versucht. Das macht ihn nicht immer sympathisch, aber als Leser merkt man auch seine Zerrissenheit, die schon fast rührend ist, auch wenn er gerne mal über das Ziel hinausschießt. Die Dynamik zwischen Frieda und Marc ist praktisch mit Händen greifbar, ohne dass es Vorhersehbar wird. Einzig Marc’s Ehefrau finde ich furchtbar nervig und unsympathisch. Wer kein Verständnis für den Job eines Polizisten hat, sollte halt jemand anderen heiraten.

Der Schreibstil ist eher schlicht, wobei das in diesem Fall gar nicht abwertend gemeint ist. Er ist schnörkellos und leicht zu lesen, so wird es dem Leser ermöglicht, durch die Seiten zu fliegen. Trotzdem hatte ich die Möglichkeit, mich den Protas bei ihren Erlebnissen nahe zu fühlen.
Es gab eine kurze Phase, in der es öfter Wortwiederholungen gab und in dem Buch finden sich einige Flüchtigkeitsfehler, über die ich beim Lesen gestolpert bin. Das hat aber mein Leseerlebnis überhaupt nicht geschmälert, ich war zu gefesselt von der Geschichte. Das zwischendurch der Mörder in Form von Briefen zu Wort kommt, macht es noch spannender.

Ein paar kleine Fragen sind bei mir aufgekommen, zum Beispiel, warum das Morddezernat nicht mitgemischt hat. Und das Tempo der Story hätte ruhig noch einen Ticken mehr angezogen werden dürfen. Aber ich habe mich nicht eine einzige Minute gelangweilt. Die Art der Morde war mal etwas anderes, auch das Mordmotiv war nicht nur 0815.
Zum Schluß gab es dann noch einen Cliffhanger, der auf einen möglichen Nachfolgeband verweist. Und ich hoffe wirklich, dass das der Beginn einer Serie ist!

Mein Fazit: ein Thriller mit Sogwirkung, bitte mehr davon!