Spannungsliteratur, die sich von der Masse abhebt

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christina.r Avatar

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Der in seiner Kindheit schwer traumatisierte Kim Ribbing hat seinen Peiniger Martin Rudberg entführt, denn er möchte Verstehen, was einen Wissenschaftler antreibt, Kinder und Jugendliche zu foltern. Seine Partnerin, die Ex-Polizistin und Autorin Julia Malmros stellt unterdessen Recherchen für ihr neues Buch an und begibt sich dazu auf gefährliche Pfade im rechten Milieu. Doch plötzlich geschieht etwas und Julia steht vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: Wechselt sie auf die andere Seite???
„Signum. Finstere Nacht. Ewige Schuld. Kalte Rache.“ ist der zweite Band der „Stormland“-Reihe des schwedischen Autors John Ajvide Lindqvist und in Schweden bereits Bestseller. Da ich den ersten Band (noch) nicht gelesen habe, blieben für mich jedoch einige Fragen und Entwicklungen im Dunklen, so dass ich nur empfehlen kann, die Reihenfolge einzuhalten.
Das Stockholmer Setting, der klug konstruierte Plot und der lebendige, anschauliche und detailreiche Schreibstil des Autors haben „Signum“ dennoch zu einem großen Lesevergnügen gemacht.
Obwohl Lindqvist quasi mehrere Handlungsstränge sowie weitere Nebengeschichten erzählt, ist die Spannungskurve durchgehend hoch und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, denn der Autor behält den roten Faden im Auge - und letztlich hängt alles auch zusammen.
Dabei thematisiert er auch aktuelle Themen wie aufrührerische rechte Politiker und (militante) Veganer und Tierschützer.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Figuren, die Lindqvist erschaffen hat:
Gerade die Hauptfiguren sind ungewöhnliche, teils mysteriöse Charaktere, denen man gerne hinter die Fassade schaut – auch, wenn sie nicht unbedingt immer sympathisch wirken. Gerade ihre dunklen Seiten entwickeln einen ganz eigenen Sog. Und bis hin zu den Nebenfiguren gelingt es Lindqvist, diese mehrdimensional und interessant, lebendig und authentisch zu beschreiben und dem Leser ein umfassendes Bild zu vermitteln. Entgegen meiner sonstigen Ansicht, nicht allzu viel vom Privatleben „kaputter“ Ermittler und Täter lesen zu wollen, gefielen mir hier gerade die Details und das Gespür des Autors für die kleinen Dinge.

Zartbeseitete Leser*Innen möchte ich jedoch warnen, denn es gibt einige brutale und abstoßende Szenen, die ebenso in Einzelheiten dargestellt werden, und das Thema des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, gerade von Personen, in deren Obhut sie stehen, ist durchaus nervenaufreibend.
Lindqvists Erzählstil hebt sich meiner Meinung nach deutlich von der Masse der Spannungsliteratur ab und ich freue mich auf den finalen Band der Trilogie, der in einem Jahr (Juli 2025) erscheinen soll.