Abschied nehmen

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hanka Avatar

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Noch während ich diese Rezension schreibe, überlege ich wie viele Punkte ich geben soll. 3? 4? Oder gar 5? 3 scheinen dem Inhalt und schwierigen Thema nicht gerecht zu werden, gerade vor dem Hintergrund der wahren Begebenheit. Für 5 war es mir dann doch zu nüchtern und hätte ich mir mehr Emotionalität gewünscht bzw. auch erwartet.

Meine Vorstellung war, des es „romanartiger“ ist, wir das Leben vielleicht aus Simones Sicht lesen und mir Simone insgesamt näherkommt. Doch das Buch ist sehr biografisch gehalten und Simone bleibt somit auf Distanz.

Wir begleiten Anja bei der Aufarbeitung von Simones Leben. Beginnend bei den Eltern und deren Kindheit. Wo kommen sie her. Wie sind sie aufgewachsen. Wie haben sie sich kennengelernt…
Das fand ich zu Beginn eher irritierend, nimmt es doch einen großen Teil ein. Aber im Nachhinein betrachtet, gehört es unbedingt dazu.

Weiter geht es mit Simones Kindheit, Schulzeit, das Kennenlernen von Anja, wie sie in Kontakt bleiben obwohl sie auf unterschiedliche Schulen gehen, ihre Suche nach einem passenden Beruf / Studium, … Wir begleiten Anja, wie sie Kontakt zu Freunden und Bekannten von Simone aufnimmt. Diese zu Wort kommen lässt und sich das Bild von Simone immer mehr vervollständigt. Doch durch den ehrlichen, aber auch schnörkellosen und nüchternen Schreibstil bleibt mir Simone leider fremd. Eine wirkliche Verbindung konnte ich zu ihr nicht aufbauen. Ich kann nicht behaupten, dass ich um sie und ihr Leben getrauert habe. Oder das ist sie gerne kennengelernt hätte.

Im späteren Verlauf blitz immer mal wieder die Frage durch, ob diese bestimmte Entscheidung, dieses konkrete Erlebnis zu dem späteren Selbstmord beigetragen hat. Letztendlich kann es keiner beantworten, waren doch die Entscheidungen vor so vielen Jahren mit den besten Absichten getroffen worden. Sie werden aber durchaus kritisch hinterfragt. Imponiert hat mir, dass die Autorin nie die Schuld jemanden zuweist. Und obwohl sie bestimmt auf der Suche nach einer Antwort war, kommt diese Fragestellung kaum auf.

Was für mich im Gedächtnis bleibt, ist die Erkenntnis, wie schwer ein Selbstmord für die Hinterbliebenen zu verarbeiten ist. Ganz egal ob Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde, … Man kann sich noch so sehr mit der verstorbenen Person beschäftigen, aber nicht auf alles wird man eine Antwort finden.

Fazit: mutige Auseinandersetzung mit Simones Leben und der eigenen Rolle der Autorin. Es punktet vor allem durch die realen Geschehnisse.