auf der Suche nach Antworten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
petral. Avatar

Von

Anja und Simone lernten sich als Teenager kennen, als Anja mit Simones Bruder liiert war. Sie lebten damals in der DDR. Die Liebesbeziehung zum Bruder hielt nicht, aber Anja und Simone blieben Freundinnen.
Als die Mauer fiel, führten die beiden Freundinnen völlig unterschiedliche Leben. Anja heiratete, bekam ein Kind, fing zu arbeiten an und führte ein geregeltes Leben. Simone war eher der ruhelose Typ, sie reiste durch die Welt, besonders Südamerika hatte es ihr angetan, sie hatte jede Menge Männerbekanntschaften, wohnte in unterschiedlichen WG's, studierte ewig und wusste nicht so recht, was sie aus ihrem Leben machen sollte.
Obwohl die Leben der Freundinnen so unterschiedlich waren, hielten sie doch immer den Kontakt zueinander, telefonierten und trafen sich auch ab und zu. Eines Tages, im Jahr 1996 rief Simone dann mal wieder bei Anja an, wollte sie gerne treffen. Doch Anja hatte gerade keine Zeit für sie, vertröstete sie auf ein späteres Treffen.
Doch zu diesem Treffen kam es nicht mehr, denn Simone sprang einen Tag nach dem Telefonat aus dem 10. Stock ihres Wohnhauses. Anja war geschockt, machte sich seitdem Vorwürfe, stellte sich immer wieder die Frage, ob , wenn sie sich damals Zeit für Simone genommen hätte, die heute noch leben würde. Warum hat sie sich umgebracht? Gab es vorher irgendwelche Anzeichen, dass sie so unglücklich war? Oder war es überhaupt Selbstmord und nicht etwa ein Unfall? Diese Fragen stellte sich Anja viele Jahre und irgendwann hielt sie die Ungewissheit dann nicht mehr aus, sie wollte herausfinden, was mit Simone los war und ob sie selbst mitschuldig am Tod der Freundin war, die leider nur 27 Jahre alt wurde.

Also nimmt Anja über 20 Jahre nach Simones Tod, Kontakt zu deren Familie auf, sie trifft den Bruder, die Eltern, auch Freundinnen und Männer, mit denen Simone damals verkehrte. Sie kommt an Tagebücher und andere Aufzeichnungen und so setzt sich nach und nach ein Bild zusammen über das Leben der Freundin, es zeigt, wie zerrissen und einsam sie war und dass sie zwar immer viele Menschen um sich hatte, aber niemand wusste, was wirklich in ihr vorging.

Ich fand das Buch sehr berührend und aufwühlend. Anja Reich hat die Lebensgesichte ihrer Freundin fesselnd und interessant geschildert, es war traurig, zu lesen, dass Simone so einsam war, auch wenn sie viele Menschen um sich hatte. Von mir eine klare Leseempfehlung für "Simone"!