Detaillierte Suche nach dem Warum

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โ€ž๐˜Œ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฆ๐˜ฏ ๐˜›๐˜ข๐˜จ ๐˜ท๐˜ฐ๐˜ณ ๐˜ช๐˜ฉ๐˜ณ๐˜ฆ๐˜ฎ ๐˜›๐˜ฐ๐˜ฅ ๐˜ณ๐˜ช๐˜ฆ๐˜ง ๐˜š๐˜ช๐˜ฎ๐˜ฐ๐˜ฏ๐˜ฆ ๐˜ฎ๐˜ช๐˜ค๐˜ฉ ๐˜ฏ๐˜ฐ๐˜ค๐˜ฉ ๐˜ฆ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฎ๐˜ข๐˜ญ ๐˜ข๐˜ฏ. ๐˜‹๐˜ข๐˜ด ๐˜ธ๐˜ฆ๐˜ชรŸ ๐˜ช๐˜ค๐˜ฉ ๐˜จ๐˜ฆ๐˜ฏ๐˜ข๐˜ถ, ๐˜ฅ๐˜ฆ๐˜ฏ๐˜ฏ ๐˜ช๐˜ค๐˜ฉ ๐˜ฉ๐˜ข๐˜ต๐˜ต๐˜ฆ ๐˜ฌ๐˜ฆ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฆ ๐˜ก๐˜ฆ๐˜ช๐˜ต.โ€œ (๐˜š.5)

Mit diesen Worten beginnt Anja Reich ihren Roman, ihre Homage, ihre Recherche รผber das Leben und den Tod ihrer Freundin Simone und zieht mich als Lesende sofort in den Bann.
Simone stirbt im Alter von 27 Jahren, im Jahr 1996, durch einen Sprung (oder Sturz?) aus dem Fenster und reiht sich damit in den Klub 27 ein.
10 Jahre spรคter lรคsst Anja der Freitod immer noch nicht los. Sie macht sich Vorwรผrfe, fragt sich, ob sie irgendwas an der Entscheidung hรคtte รคndern kรถnnen, ob sie mehr fรผr Simone hรคtte da sein mรผssen und beginnt eine umfangreiche Spurensuche in Simones Leben.

โ€ž๐˜š๐˜ช๐˜ฎ๐˜ฐ๐˜ฏ๐˜ฆ๐˜ด ๐˜Ž๐˜ฆ๐˜ด๐˜ค๐˜ฉ๐˜ช๐˜ค๐˜ฉ๐˜ต๐˜ฆ ๐˜ฃ๐˜ฆ๐˜จ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฏ๐˜ต ๐˜ฎ๐˜ช๐˜ต ๐˜ช๐˜ฉ๐˜ณ๐˜ฆ๐˜ณ ๐˜๐˜ข๐˜ฎ๐˜ช๐˜ญ๐˜ช๐˜ฆ, ๐˜ˆ๐˜ฏ๐˜ง๐˜ข๐˜ฏ๐˜จ ๐˜ฅ๐˜ฆ๐˜ด 20. ๐˜‘๐˜ข๐˜ฉ๐˜ณ๐˜ฉ๐˜ถ๐˜ฏ๐˜ฅ๐˜ฆ๐˜ณ๐˜ต๐˜ด, ๐˜ช๐˜ฏ ๐˜ฆ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฆ๐˜ฎ ๐˜ต๐˜ด๐˜ค๐˜ฉ๐˜ฆ๐˜ค๐˜ฉ๐˜ช๐˜ด๐˜ค๐˜ฉ๐˜ฆ๐˜ฏ ๐˜‹๐˜ฐ๐˜ณ๐˜ง ๐˜ถ๐˜ฏ๐˜ฅ ๐˜ฆ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ฆ๐˜ณ ๐˜ฏ๐˜ฐ๐˜ณ๐˜ฅ๐˜ฅ๐˜ฆ๐˜ถ๐˜ต๐˜ด๐˜ค๐˜ฉ๐˜ฆ๐˜ฏ ๐˜’๐˜ญ๐˜ฆ๐˜ช๐˜ฏ๐˜ด๐˜ต๐˜ข๐˜ฅ๐˜ต.โ€œ (๐˜š.13)

Dazu holt sie weit aus, beginnt mit dem Leben der GroรŸeltern und arbeitet sich durch die Generationen vor. Es ist eine Geschichte von Entbehrungen, Umorientierung, Krieg, Verfehlungen, Suche nach Identitรคt.
Angekommen bei Simone stellt sich die Frage: Was davon hatte Auswirkungen auf ihre Entwicklung? Waren es transgenerationale Traumata, die Zeit in der Wochengrippe, die nachweislich viele Kinder der damaligen Zeit in ihrem Beziehungs- und Sozialverhalten geschรคdigt hat oder war Simone, รผber ihre immer wieder auftretenden Depressionen hinaus, psychisch krank? Hat sie die Wende nicht verkraftet, war auf der Strecke geblieben? Dies Liste lieรŸe sich noch ewig weiter fรผhrenโ€ฆ
Reich rollt das komplette Leben von Simone auf, spricht mit den Eltern und dem Bruder, trifft sich mit Freunden aus der Schul- und spรคteren Zeit, sowie Beziehungspersonen und Liebschaften, liest die Tagebรผcher und zieht Experten zu Rate. Auch ihr eigenes Leben reflektiert sie in diesem Zusammenhang.
Dabei heraus kommt eine fast lรผckenlose Lebensgeschichte, die bewegt, die aufklรคrt, aber auch Raum fรผr eigene Interpretationen lรคsst, da Simone selbst sich dazu nicht mehr รคuรŸern kann. Auch dies ist ein Punkt dem viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und der unglaublich mitschwingt: Die Frage nach dem Warum. Durch die Gesprรคche mit den Personen aus Simones Leben wird klar, was ein Suizid mit Angehรถrigen oder Hinterbliebenen macht, wie lange ein solcher Tod nachwirkt, wie unfassbar und damit auch ungreifbar die Geschehnisse sind, wie viele Fragen offen bleiben und wie oft die Frage nach Schuld eine Rolle spielt. In diesem Zusammemhang fand ich die Aussagen von psychologischenFachkrรคften sehr aufschlussreich.
Anja Reich ist es nicht nur gelungen eine Erinnerung an ihre Freundin zu erschaffen, sondern auch ein Tabuthema zu verarbeiten, Hinterbliebenen eine Stimme und eventuell auch ein bisschen Hoffnung zu geben.
Es ist ein gewaltiges, berรผhrendes Buch, dass ich euch allen ans Herz legen kann.