Die Suche nach Antworten

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justm. Avatar

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Anja und Simone waren befreundet. Über die Zeit hin mal mehr, mal weniger gut. Als sich Simone ihr Leben nimmt, fragt Anja sich, ob sie irgendwelche „Zeichen“ übersehen hat und nimmt die Leser mit auf ihre Suche. Und gleichzeitig auf eine Reise in die Vergangenheit. Ihre eigene, aber vor allem in die von Simone.

Dabei schafft es Autorin Anja Reich auf nur knapp 300 Seiten zwei Generationen zurückzugehen, Weltgeschichte einzubinden und sich dennoch nie all zu weit von ihrem eigentlichen „Forschungsobjekt“ zu entfernen. Dabei ist dieser Ausdruck viel zu klinisch.
Auch wenn Reich, in ihrer Natur als Journalistin, versucht objektiv an ihre Forschungen heranzugehen, so merkt man doch immer, daß Simone ein Mensch war, der ihr (und vielen Anderen) viel bedeutet hat. Trotz „Fehlern“, die zum Vorschein kommen. „Fehlern“, die vielleicht keine Fehler waren, sondern Anzeichen für etwas, das nicht gut enden sollte.

Reichs akribische Spurensuche, die helfen soll (auch ihre eigenen) Fragen zu beantworten, die gleichzeitig irgendwie aber auch immer noch offene Wunden heilen soll, entwickelt sich zu einer Geschichte, die einen beim Lesen bewegt, traurig macht, vielleicht sogar sich selbst hinterfragen läßt. Die trotz einer gewissen Grundschwere einen Sog entwickelt, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Und dennoch brauchte ich für dieses Buch länger, als gewöhnlich. Mußte Teile sacken lassen. Andere überdenken. Es ist ganz sicher keine leichte Lektüre, aber eine, die sich lohnt.

„Simone“ ist weder Bio- noch Autobiographie. Zumindest nicht wirklich.
„Simone“ ist keine Familiengeschichte. Zumindest nicht wirklich.
„Simone“ ist auch kein historischer Roman. Zumindest nicht wirklich.
Und „Simone“ ist auch keine objektive, geschweige denn klinische Abhandlung über Selbsttötungen. Zumindest nicht wirklich.
„Simone“ ist ein bißchen von Allem. Und gleichzeitig doch noch viel mehr.

Simone selbst war Tochter, Schwester, Freundin. Mal lebenslustig, mal traurig, mal fragend, mal launisch und eifersüchtig, eine Tänzerin, mehrsprachig, vielseitig interessiert.
So ist es wenig verwunderlich, daß dieses Buch genauso vielseitig ist, wie die Person, nach der es benannt ist. Und nicht zuletzt ist „Simone“ irgendwie auch eine Art Denkmal, das Anja ihrer Freundin posthum noch setzen konnte. Und was für Eines!