Spurensuche

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Simone war eine auffallend schöne junge Frau voller Erlebnishunger, aufgewachsen in Ostberlin zu DDR-Zeiten als privilegierte Arzttochter. Sie war zwanzig, als die DDR mit dem Fall der Mauer zusammenbrach, und mit dem Staat viele Regeln und Gewissheiten, die bis dahin ihr Leben bestimmt hatten, aber auch Halt gaben. Sie wurde in eine Freiheit entlassen, die sie intensiv nutzte. Sieben Jahre später sprang sie in den Tod, immer noch Studentin und ohne feste Bindung. Einen Tag zuvor und noch einmal am Todestag hatte sie ihre fast gleichaltrige Freundin Anja angerufen und um einen Besuch gebeten, aber Anja hatte keine Zeit. Der Schock über Simones Selbstmord saß tief. Jahrzehnte später erst macht sich die Journalistin Anja Reich an die Recherche, um sich mit ihren Schuldgefühlen auseinanderzusetzen und herauszufinden, was Simone in den Tod getrieben hatte. In bester Journalistenmanier recherchiert sie Simones Familiengeschichte, ihre Herkunft und Prägung, frühkindliche Erlebnisse, die Erwartungen der Eltern, die enge Bindung an den Bruder, Freundschaften und Liebschaften, ihr bewegtes Leben nach dem Fall der Mauer, erzählt auch die Geschichte ihrer Freundschaft. Sie nimmt die Leser mit zu vielen Gesprächen, lässt sie an Simones Aufzeichnungen teilhaben, auch an ihren eigenen Fragen. Psychologen und Wissenschaftler kommen zu Wort. Das Buch ist streckenweise spannend wie ein Roman, geschrieben in klarer, schnörkelloser Sprache. Viel Stoff zum Nachdenken, sehr lesenswert!