Über den sinnvollen Umgang mit sogenanntem Schmutz

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leseratte61 Avatar

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Klappentext:

Zwischen Putzwahn, Feinstaub, Mikroplastik und Allergien - von richtigen Umgang mit Schmutz
Wir sollten über Schmutz reden! Warum putzen wir viel mehr als gesund ist? Was hat Mikroplastik im Lippenstift verloren? Warum trennen wir all den Müll und am Ende wird so viel davon verbrannt? Wieso kämpfen wir gegen Bakterien in der Toilette und löffeln sie im Joghurt? Weshalb brauchen wir 2, 8 Milliarden Coffee-to-go-Becher im Jahr? Warum sind aggressive Chemikalien in Reinigungsmitteln nicht längst verboten? Wo bleibt der Feinstaub, wenn es regnet? Wer rettet uns vor Dieseldunst? Wie kommen mörderische Keime in den Badesee und ins Krankenhaus?
Es gibt keine absolute Sauberkeit, Dreck gewinnt immer - aber wie wir damit klüger umgehen, zeigt dieses Buch.

Fazit:

Schon das sehr schlichte Cover hat mich bewogen, dieses Sachbuch zu lesen. Es ist in Weiß gehalten mit schillernden Seifenblasen, die die Schrift verzerren. Dieses Buch soll uns dabei helfen: Klüger mit Schmutz umgehen, gesünder leben und der Umwelt helfen. Dazu greift die Autorin erst einmal auf die Evolution zurück, um zu erklären, wie Staub und Kleinstlebewesen entstanden. Sichtbarer und unsichtbarer Schmutz sind seit Anbeginn unsere Begleiter und sollten unterschieden werden. Es gibt gefährlichen und ungefährlichen Schmutz. Erkennen und sinnvoll handeln ist oft sinnvoller, als mit der Keule zu vernichten.

Zitat: Als Grundregel gilt die Lektion: Man sollte Staubflusen nicht mit dem Löffel essen, nicht in Spülschwämme beißen und keine Wischmops küssen.

Ein weiteres Kapitel beschreibt die Hygienetricks der Natur, von denen wir viel gelernt haben und noch lernen können. Auch Tiere und Pflanzen legen Wert auf Hygiene, ohne dabei die Umwelt zu schädigen.

Nach diesen Erklärungen widmet sich Hanne Tügel der menschlichen Hygiene mit allen Vor- und Nachteilen. Von den geschichtlichen Verwirrungen der Körperpflege führt sie den Leser bis zum heutigen Desinfektionswahn, der 99,99 % aller Keime töten soll. Zusätzlich werden für Körperpflege Unsummen erwirtschaftet, da das Angebot von Wasch-, Putz- und Körperpflegemitteln unüberschaubar geworden ist. An dieser Stelle mag sich jeder von uns selbst fragen, ob weniger eventuell mehr ist, denn die Mittel mit denen wir unseren Schmutz beseitigen gelangen als weiterer Schmutz, der zudem hochgiftig sein kann in die Umwelt und von dort wieder in unsere Nahrungskette. Es gibt immer neue chemische Verbindungen, die sich schwer oder gar nicht abbauen, die uns nachhaltig schädigen. In vielen Bereichen überschreiten wir schon die Belastungsgrenzen der Natur und schädigen uns selbst. Umdenken und Mitdenken sind gefragt, um dann zu handeln.

Ein Bereich des Buches hat mich wieder besonders heftig aufgerüttelt, obwohl ich mir gerade in diesem Bereich schon einiges Wissen angeeignet habe, um sinnvoller zu handeln. Bei vielen Menschen herrscht immer noch die Devise, dass Mikroben schädlich sind und vernichtet gehören. Was ist mit denen, die in Symbiose mit uns leben und uns gesund erhalten? Auch diese werden regelmäßig vernichtet, da Antibiotika immer noch als Wundermittel gilt und bei kleinsten Infekten in viel zu hohen Dosen konsumiert wird. Ein Teufelskreis. Jedes Mal werden die nützlichen Keime getötet mit Antibiotika und die gefährlichen können sich weiterentwickeln und noch gefährlicher werden. Antibiotika als Mastmittel in der Massentierhaltung muss generell verboten werden, da wir auch diese Antibiotika durch die Gewässer konsumieren. Auch auf diese Art schwächen wir unsere nützlichen Keime, die uns gesund erhalten. Auch die Mediziner jeglicher Couleur müssen lernen, mit diesen Medikamenten verantwortlicher umzugehen.

Autoimmunkrankheiten nehmen immer mehr zu und bis heute werden nur deren Symptome behandelt, ohne die Ursachen zu erforschen. Warum schießt die Immunabwehr bei manchen Menschen so quer? Auch dazu unbedingt dieses Buch lesen.

Wir alle können dazu beitragen, gesünder zu leben und unsere Umwelt mit Respekt zu behandeln. Lasst uns anfangen und beginnt nachzudenken, um der Wirtschaft, die uns suggeriert, wir müssen porentief rein durchs Leben gehen, endlich die Grenzen zu zeigen. Wir als Verbraucher müssen den ersten Schritt tun, auch wenn der erste Schritt der schwerste ist.

Dazu empfehle ich, dieses Buch zu lesen und sein eigenes Fazit zu ziehen. Dieses Buch wartet nicht nur mit überraschenden Fakten auf den Leser, es lässt sich für ein Sachbuch erstaunlich leicht und flüssig lesen, es holt den Leser dort ab, wo er gerade ist.