Starke Frau trotz Hungersnot in Irland

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buecherseipi Avatar

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„Sie konnte sich an die Farbe der Schale erinnern, aus der sie als Kind gegessen hatte, das Gefühl der rauen Kante am Mund, den Geruch des Tons aus dem sie gemacht war, doch was ihr letzte Woche widerfahren war, wusste sie nicht mehr genau. Tage und Wochen vergingen, ununterscheidbar gemacht vom Hunger.“ (S. 23)

Als Leser kann man nur erahnen, wie schrecklich die Hungersnot in Irland für die Menschen war. Sie dauerte immerhin von 1845 bis 1849 und hat mehr als eine Million Menschenleben gefordert und fast zwei Millionen Irinnen und Iren haben ihre Heimat verlassen, um dem Hungern zu entkommen.

In diesem Buch begleite ich die junge Honora, die mit ihrem Mann und ihren Leuten aus Doolough seit fünf Jahren Hunger leidet und von den britischen Herren im Winter durchs Land zum Betteln aufgefordert wird. Ein harter Weg für Honora, der auf dieser Wanderung Schreckliches widerfährt. Überhaupt wird ihr über die ganze Geschichte hinweg sehr übel mitgespielt, vom Leben und leider auch von Menschen, die es – eigentlich – besser wissen müssten…
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Honora ist eigentlich eine starke Frau, die sich nichts mehr wünscht, als frei sein zu können. Die Autorin schafft es über das gesamte Buch hinweg sehr glaubhaft den inneren Kampf darzustellen, den Honora mit sich kämpft. Sie muss sich immer ein Stück weit selbst verleugnen, um überhaupt am Leben zu bleiben. Sie ist streitbar, unnachgiebig und selbstbewusster als andere Frauen, die ihren Weg kreuzen. Die ganze Zeit über hatte ich beim Lesen den großen Wunsch, dass sie einfach glücklich werden darf…

„Die Menschen die du warst – heute sind es Geister, Honora, sagte sie sich. Lass sie los. Gib sie frei und schau ab jetzt nur noch nach vorn.“ (S. 334)
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Jacqueline O`Mahony’s Sprache ist bildhaft poetisch, die Beschreibungen der Landschaft und der Leute greifbar und die Geschichte ging mir sehr nah. Durch das Lesen wurde mir wieder einmal eine Zeit der Geschichte nahegebracht, die ich bislang nur vom Hörensagen kannte. Ich war schon einige Male in Irland und liebe dieses Land und die Leute und es hat mich wirklich traurig gemacht, wie sehr dieses Volk unter der damaligen Misswirtschaft Englands leiden musste.
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Eine Empfehlung für alle, die gern Bücher mit historischem Hintergrund und starken Frauen lesen!