Toller historischer Roman

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„Geschichten waren nur dann real, wenn sie erzählt wurden. Bei all den anderen, den verborgenen, nicht erzählten, nicht gehörten Geschichten – da war es so als wären die Dinge nie geschehen.“ Gut, dass Jacqueline O’Mahony uns diese Geschichte erzählt hat. Eine Geschichte über Hunger, Trauer, Leid und der Suche nach Freiheit. Wir begleiten Honora, die in den Jahren 1845-49 in Irland lebt. Bei ihrer Geburt fliegt ein Rotkehlchen durch das Zimmer und auf Honora lastet seit ihrer Geburt ein Fluch. Ihre Mutter stirbt im Kindbett, ihr Vater vernachlässigt sie, aber Honora ist klug und unglaublich stark. Sie heiratet einen jungen Mann und befreit sich so von ihrem Vater, nur um schnell zu merken, dass sie auch in der Ehe und der Familie ihres Mannes nicht frei ist. Sie sind arm und hungern. Ihre Familie ist Teil der Menschen, die den Hungermarsch nach Doolough antreten und als vermeintlich einzige schafft sie es zu überleben, muss aber einen großen Verlust verkraften. Sie beschließt, dass sie in Irland keine Zukunft hat und immigriert in die USA, in das Land, in dem sie Freiheit zu finden hofft. Als stummes Mädchen Nell geht sie von Bord des Schiffes und merkt schnell, dass sie auch dort nicht frei ist und ihre Suche nach Freiheit weitergehen muss.
Eine beeindruckende Schilderung der Hungersnot in Irland und dem Leben in den USA nach der Immigration. Der Roman beruht zum Teil auf wahren Begebenheiten, wie dem Hungermarsch nach Doolough, aber auch aus vielen fiktionalen Elementen, die sich aber genauso ereignet haben könnten, wie die Autorin sie schildert. Sie schafft mit Honora eine starke, robuste und zähe Protagonistin, die es schafft mit allen Widrigkeiten des Lebens zurechtzukommen, aber sich schwer tut in Gemeinschaft mit anderen zu leben. Ihr unbedingter Wille frei zu sein, macht sie zu einer Einsiedlerin, da jede gesellschaftliche Ordnung in irgendeiner Art und Weise mit Zwang verbunden ist.
Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen.