Auf den Hund gekommen!

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majandra Avatar

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1) Inhalt

Familie Liliencron lebt mit ihrem Hund Levi im Jahr 1938 in Berlin. Der Vater, ein bekannter Plankton-Forscher, ist Ehrenmitglied der Deutschen Akademie, und so geht es der Familie recht gut – bis zu dem Zeitpunkt, als die Verfolgung der Juden mehr und mehr zunimmt. Die Liliencrons sind Juden. Zuerst einmal müssen ihre Vornamen geändert werden – und so bekommt auch Hund Levi einen neuen Namen: Sirius. Später flüchtet die Familie nach Amerika. Nach dortigen anfänglichen Schwierigkeiten wird Sirius für einen Film entdeckt und kommt groß als Star heraus. Die Familie bekommt viel Geld und ein neues Haus, alles entwickelt sich zum Besten – bis Sirius ein Burnout bekommt und danach mit einem Wanderzirkus auf Tournee geht. Leider läuft nicht alles so wie geplant – er wird verwechselt und landet schließlich wieder in Berlin, allein und bei einer Nazifamilie. Erwin Wünsche, sein neuer Besitzer, ist der persönliche Adjutant des Führers, welcher sich sehr für Hunde interessiert – und schon wird Sirius zum Hund Hitlers. Bis zu dessen Tod. Und wieder geht die Reise weiter.

2) Sprache und Stil

Das Buch ist in einer eher einfachen Sprache geschrieben und lässt sich daher sehr leicht lesen. Die zahlreichen Absätze stören nicht besonders, sondern zeigen übersichtlich neue Gedankengänge oder Perspektivenwechsel an. Besonders hilfreich beim Lesen ist zudem die Untergliederung – zwar gibt es nur drei große Kapitel, diese sind in sich aber mit Sternchen immer wieder in Unterkapitel eingeteilt.

Auffällig ist der leicht pointierte Unterton, der sich im Laufe des Buchs immer wieder bemerkbar macht. Dadurch wird eine Leichtigkeit erreicht, die der ansonsten eigentlich emotional und inhaltlich sehr beladenen Handlung zugute kommt:

Es ist ein schwerer Konzertflügel. Vier Mann sind vonnöten, um ihn ins Haus zu hieven. […] Else lächelt: „Ich bin schwanger.“ Gibt es für Eltern etwas Ergreifenderes als einen Konzertflügel, der diese Nachricht überbringt? […] „Lass uns spontan ein Fest feiern!“, ruft Rahel. Gute Idee. „Wir sind auch vom Partyservice.“, sagen die vier Mann im Chor. (S. 138)

3) Analyse

Das Werk wird hauptsächlich aus der Perspektive von Sirius geschildert, hin und wieder (vor allem in den Kapiteln, in denen Sirius von seiner Familie getrennt ist) auch aus der Sicht von Carl. So wird es dem Leser ermöglicht, wirklich alles mitzuerleben. Zudem bekommt man Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonisten.

Besonders spannend ist die Tatsache, dass Sirius nicht einfach nur ein Hund ist, sondern ein besonders gebildetes Exemplar seiner Gattung. Er stellt sich existenzphilosophische Fragen, die auch einem Leser nicht fremd sind, und unterhält eine tiefe Freundschaft zu einem Baum, mit dem er die wichtigen Fragen des Lebens immer wieder in kurzen Gesprächen erörtert. Dem Autor gelingt es damit, einem Leser vor Augen zu führen, wie existenziell gerade diese Bereiche des Lebens für alle Lebewesen sind.

Das Cover und die gesamte Aufmachung des Buches wirken altmodisch und treffen damit genau die Zeit des Inhalts. Was auf den ersten Blick seltsam wirken mag, stellt sich so später als geschicktes Gestaltungsmittel heraus.

Eine Frage, die sich bei der Lektüre stellt, bleibt jedoch offen: Familie Liliencron nennt sich in Amerika fortan Familie Crown. Der Autor heißt im Nachnamen ebenfalls Crown und schreibt als Widmung „Für meine Familie, die in jener Zeit in Berlin gelebt hat.“ Ein Zusammenhang?

4) Empfehlung

Es handelt sich um ein wirklich lesenswertes Buch! Selbst jemand, der kein expliziter Hundefreund ist, wird sich mit Sirius anfreunden können. Das Werk hat alles, was ein guter Roman braucht: eine interessante Handlung, abwechslungsreiche und gewitzte Sprache, sympathische Protagonisten, Emotionen. Wenn man es einmal angefangen hat zu lesen, wird man es nicht mehr weglegen können!