Ein Hundeleben im Nationalsozialismus

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lora Avatar

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Ein historischer Roman aus der Sicht eines Hundes? Das ist ja mal ganz was anderes und macht mich sofort neugierig. Das Cover wirkt "retro", als wäre es ein Buch, das zur damaligen Zeit veröffentlicht wurde. Der Hund auf dem Cover lässt noch keine Schlüssse auf den Inhalt zu. Doch schon nach den ersten Seiten ist man mitten in der Geschichte, die 1938 in Berlin spielt: es geht um den jüdischen Professor Lilliencron und seinen Hund Levi, der später Sirius heißt. Liliencron entstammt einer angesehenen Familie und ist schon als junger Mann beruflich sehr erfolgreich, doch seine jüdische Herkunft wird ihm seine Zukunftschancen massiv beeinträchtigen. Die Schatten des drohenden Unheil hängen schon über Deutschland.Doch Liliencron erforscht weiter sein Plankton und hofft, sich nicht mit Politik befassen zu müssen. Er und seine Familie nehmen das Leben leicht und können sogar dem Nationalsozialismus humorvolle Seiten abgewinnen. Doch das Berufsverbot trifft auch Familie Liliencron, die durch einflussreiche Freunde nach Amerika auswandern können. Durch Zufall wird der clevere Sirius in Hollywood entdeckt und zum Filmstar. Aber ein weiterer Zufall bringt ihn wieder nach Berlin, wo er letztlich als Hund Hitlers mit Kontakt zum Widerstand endet.
Das Buch ist in kurzen Sätzen geschrieben, fast wie ein Kinderbuch. Allerdings verstecken sich hinter den scheinbar alltäglichen Begebenheiten genaue und hintergründige Beschreibungen der Gesellschaft 1938. Mich spricht die Geschichte sehr an, denn es ist ein gelungener außergewöhnlicher Zugang zum Leben im Nationalsozialismus. Ich vergebe die Höchstpunktzahl für diese originelle und sehr unterhaltsame aber doch tiefgründige Geschichte!