Sirius schreibt Weltgeschichte

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dicketilla Avatar

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Professor Carl Liliencron lebt mit seiner Familie in einem Stadtpalais, mitten in der Mitte von Berlin.
Täglich dreht er seine Runden mit seinem Foxterrier Levi. Er lebt in der Vergangenheit und interessiert sich nicht für Politik und Adolf Hitler. Er hat eine wunderschöne Frau und seine Tochter Elsa ist eine begabte Klavierspielerin, sein Sohn Georg steht kurz vor dem Abitur und möchte Arzt werden.
Levi, hatte bereits als Welpe Bekanntschaft mit der Gestapo gemacht, überlebte als Einziger seines Wurfes. Nach der Verordnung vom 17. August 1938 zur Änderung von Familiennamen und Vornamen, jüdischer Bewohner, wird aus Levi, genannt nach dem Sternbild Großer Hund, Sirius.
Bald hat er vergessen, dass er mal Levi hieß, wie Hitler, dessen Name mal Schickelgruber war.
Das öffentliche Leben ist für Juden weitgehend verboten, so spaziert Sirius allein durch die Straßen, bemerkt das Fehlen vieler vertrauter Gesichter.
Nachdem der Professor suspendiert, seiner Existenz beraubt, wird ihm bewusst wie blind er gegenüber dem Geschehen um ihn herum war.

“ “Seit 160 000 Jahren gibt es uns Menschen”, murmelt Liliencron.” und nur fünf Jahre hat Hitler gebraucht, um Menschlichkeit zu zerstören.” “ (S.39)

Brennende Synagogen, Zerstörung, Gewalt, Verfolgung der Juden, Denunziation, tatenlose Polizei prägen das Bild. Der Familie gelingt es Berlin zu verlassen, es geht nach Amerika.

Im 2. Kapitel des Buches, besorgt Jack Warner, der Gott von Hollywood, Liliencron den Job eines Chauffeurs. Georg kann Medizin studieren, Elsa wird Kindermädchen .Sirius vermisst seinen Baum.
Dann wird Sirius entdeckt und steigt zum gefeierten Filmhund Herkules auf, lernt die oberflächliche Filmwelt kennen, wird zum Zirkushelden.

Das 3. Kapitel zeigt Sirius, wie er unverhofft wieder in Berlin landet, von einem Hauptsturmführer beschlagnahmt, zu Hansi wird, später von Göring als guter Hund eingestuft, und schließlich Trauzeuge bei Hitler wird .Nur wer sich verwandelt kann überleben.

Wenn man das Cover des Buches betrachtet, dass wie ein Filmplakat der 30er Jahre wirkt, erahnt man nicht, was für eine paradoxe, schicksalhafte Geschichte sich dahinter verbirgt.
Jonathan Crown beschreibt aus Sicht des Foxterriers ein trauriges Kapitel unserer Welzgeschichte. Wie er die Menschen um sich herum sieht, das Geschehen versucht zu begreifen.
Bestes Beispiel die Hausmeisterfrau, als Randfigur, immer den Besen in verschiedene Richtungen schwingt.
Wir begegnen Wilhelm Fürtwängler, Fritz Mahler, Benno Fritsche, Käthe Kollwitz, Hans Fallada, Jack Warner, Billy Wilder, vielen Hollywoodstars, Hermann Göring, Graf von Staufenberg um nur einige zu nennen. Viele bekannte Namen, die der Handlung einen Hauch von Autentzität verleihen.

Mich hat das Buch von der ersten Seite mitgerissen, mit ihrer unwirklichen und dennoch bitteren Wahrheit behaftet, einer atemberaubenden Erzählweise, die dem Leser Raum lässt selbst zu erkennen.
Einer manchmal makabren Komik, hinter der sich oft mehr verbirgt.

Der Autor, widmet das Buch seiner Familie, die in jener Zeit in Berlin lebte, vielleicht gab er auch daher Professor Liliencron später den Namen Carl Crown.

Für mich ein äußerst lesenswertes Buch!