Selbstfindung vs. Verdrängung

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murphy12 Avatar

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Das Buch ist angenehm zu lesen und in einem flüssigen Stil geschrieben. Das Lesen hat mir Spaß gemacht, aber die Protagonisten wuchsen mir nicht ans Herz. Ich habe nicht mit ihnen gelitten, sondern habe eher von der Seitenlinie aus beobachtet, was sie tun und was ihnen widerfährt. Zudem wurde keine homogene Geschichte erzählt. Es gibt Zeitsprünge und Einblicke in die Vergangenheit. Die überwiegend kurzen Kapitel bauten oft nicht aufeinander auf. Es erinnerte mich eher an einen Episodenfilm. Der Geschichte konnte ich dennoch gut folgen, aber es entwickelte sich keine Sogwirkung beim Lesen. Ich konnte das Buch gut aus der Hand legen, habe es aber auch gerne später weitergelesen. Der Schreibstil ist wirklich angenehm, deshalb hätte das Buch durchaus das Potential gehabt, verschlungen zu werden.
Hauptperson ist Debbie, die 19 Jahre alt ist und mit ihrer Mutter und ihrem Onkel auf einem Bauernhof mit Milchviehhaltung lebt. Hier arbeitet sie täglich mit. Ihre Mutter scheint oft in einer eigenen Welt zu leben und zudem nicht viel Empathie für ihre Tochter aufzubringen. Der Onkel versucht den Bauernhof zu betreiben und für seine Familie stark zu sein, er kämpft dabei aber auch gegen eigene Dämonen. Debbie hat gerade ein Studium in Dublin aufgenommen und pendelt zur Uni. Gleichzeitig hadert sie mit sich und ihrer Situation und kommt auch nicht richtig im Studium an. Ein Lichtblick hätte ihre neue Freundin Xanthe sein können, die sie direkt zu Beginn des Studiums kennenlernt. Jedoch hat auch sie eigene große Probleme und so versuchen sich die Beiden zumindest teilweise gegenseitig zu stützen- es fällt ihnen aber sehr schwer.
Im Laufe des Buches werden immer mehr Problemstellungen aufgeworfen. Zudem haben die Figuren mit Unglücksfällen aus der Gegenwart und der Vergangenheit umzugehen. Der Umstand, dass jeder in dieser Erzählung massive Probleme hat und damit unterschiedlich (veranwortungsbewusst) umgeht, ist eher ungewöhnlich. Da für mich keine wirkliche Nähe zu den Protagonisten aufkam, war das ok. Normalerweise hätte ich diesen Umstand wahrscheinlich als eher überfrachtet empfunden.
Es ist eine kurzweilige Geschichte, die ihr Potential leider nicht voll ausschöpft.