von Löwenzahn und Schneeflocke

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elohym78 Avatar

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An Debbies erstem Tag an der Uni geht einfach alles schief und sie merkt schnell, dass sie mit ihrer gutgläubigen und zuversichtlichen Art hier falsch ist. Statt bei ihren Fehlern Hilfe zu bekommen, erntet sie Spott, auch wenn die anderen dies durchaus nicht böse meinen. Debbies eigentlich schönster Tag entwickelt sich mehr und mehr zu einem Alptraum, dem sie einfach nur entkommen möchte. Doch nach und nach findet sie sich im Uni-Leben ein, vor allem Dank der Hilfe Xanthes, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Xanthe ist auch etwas anders, überspielt dies aber geschickter.

Das Cover zeigt Debbie, die an der Wasserkante steht und aufs Meer hinaus blickt. Debbie ist in schatten-schwarz gehalten, als wenn sie erst aus dem Dunkel ins Licht treten müsste, damit sie ganz zu sehen ist. Das Meer schimmert in einem flüchtigen Morgenrot und verspricht einen neuen Tag. Das Dunkel geht, die Helligkeit kommt. Ich finde das Bild wunderschön zu Titel und Inhalt des Buches gewählt und hätte mir kein schöneres und ausdrucksstärkeres Bild wünschen können.

Louise Nealon beschreibt Debbies Leben, Denken und Fühlen ungewohnt eindringlich und berührend. Ich fühlte mich sofort angesprochen und konnte Debbies Gefühle nachvollziehen. Die Hoffnung, die Freude auf ihren neuen Lebensabschnitt und ihr Verletzt sein ob der Zurückweisung. Ich habe schallend gelacht, Tränen geweint, mich maßlos geärgert, mich fremd geschämt und war gelangweilt. Kurz: Ich habe das Buch gelebt und konnte mich komplett in Debbies ungewöhnliches Leben fallen lassen. Mir kam es allerdings nur so ungewöhnlich vor, weil sie als junge Frau auf der einen Seite absolut weltfremd zu sein scheint und dann wieder wie eine Mensch, der schon unfassbar viel Lebenserfahrung gesammelt hat. In ihrer Welt, der Welt des Bauernhofes und des Dorflebens hat sie schon alles mitgemacht; jeglichen Höhen und Tiefen erlebt und als sie den Schritt an die Universität macht, betritt Debbie eine neue Welt. Vermutlich geht es jedem von uns so, nur keiner spricht offen darüber. Beziehungsweise, die meisten Menschen haben es gelernt, ihre Fehler zu kaschieren; Debbie nicht. Sie spiegelt ihre Selbstzweifel und ihre Unsicherheit nach außen.

Louise Nealon ist mit Debbie eine herzerwärmende Protagonistin gelungen, die mich von der ersten Seite an berührte. Debbie ist so einzigartig wie eine Schneeflocke, aber längst nicht so zerbrechlich. Auch wenn sie ihre innere Stärke erst finden und erkennen muss. Denn Debbie trägt ihre Wünsche wie Löwenzahn mit sich. Leicht, für jeden zugänglich, luftig und doch unbeugsam. Eine luftige Mischung, die eisern sein kann. Ohne wenn und aber arbeitet sie auf dem Bauernhof mit, kümmert sich um ihre debile Mutter und ihren kauzigen Onkel. Ganz selbstverständlich und zieht keine Sekunde in Zweifel, dass es anders sein könnte. Erst der abgewandte Blick zeigt ihr andere Möglichkeiten und neue Wege. Wege, die nicht besser oder schlechter sind, sondern anders.

Mein Fazit
Ein wunderschönes, berührendes und tiefes Buch. Mein bisheriges Highlight!