Zwischen den Welten...

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an_der_see Avatar

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Kennt ihr diese Bücher, in die man so sehr versunken ist, dass man nicht aus ihnen auftauchen mag, die nicht enden sollen? Solch ein Buch ist „Snowflake“ von Louise Nealon für mich. Die letzten 100 Seiten habe ich sehr langsam gelesen und immer wieder nachgeschaut, wie viele Seiten mir noch in dieser Welt bleiben. Die Welt von Debbie, ihrer Mutter Maeve, ihrem Onkel Billy, ihrer Freundin Xanthe, Debbie´s Leben auf einem Milchbauernhof auf dem Land und ihrem Stundentenleben in Dublin. Zwei Welten die sich überschneiden, sich nicht trennen lassen. So wie sich die Herkunft nicht von der Zukunft trennen lässt, so sehr man es auch anstrebt.
„Snowflake“ ist eine Geschichte von liebenswerten und eigenwilligen Menschen mit Problemen, Lebensunmut, Melancholie und trotzdem sehr viel Lebensfreude. Es sind unangepasste Charaktere die mir sehr nahe gegangen sind, mit denen ich mitfühlte. Es sind die kleinen Leseglücksmomente, solche Menschen in den Geschichten kennenlernen zu dürfen und sie ein Stück weit ihres Lebens zu begleiten.
Bei „Snowflake“ hatte ich das Gefühl immer nur einen kleinen, aber dafür einen um so kostbareren Einblick in das Leben der Charaktere zu bekommen. Das Buch ist in eher kurze Kapitel unterteilt, jedes Kapitel trägt eine eigene Überschrift. Es kam mir beim Lesen oft vor, als läse ich einzelne Episoden, die zwar zusammenhängen, aber auch unabhängig voneinander gelesen werden könnten, was das Leseerlebnis für mich intensiv werden ließ. Fast so als tauche man einmal kurz im Meer mit dem Kopf unter eiskaltes Wasser. Und das Meer spielt in diesem Roman auch eine Rolle, genauso wie am Strand gefundene Muscheln und Schnecken. Teilweise eine Traumwelt und die Frage wie viel von unseren Träumen findet sich in der Realität wieder, können Ereignisse geträumt werden, die dann Realität werden? So wie es Maeve erlebt, die sehr viel schläft, weil sie der Meinung ist, nur im Schlaf, in ihren Träumen lebendig zu sein. So wie es auch Debbie erfährt, als sie etwas träumt, dass in dem Moment des Traumes Realität wird. Die Frage, wäre es nicht geschehen, wenn sie es nicht geträumt hätte und wie viel Einfluss kann man auf´s Leben nehmen, was entzieht sich der eigenen Kontrolle? Wie sehr kann man geliebte Menschen schützen und wie viel darf das einem selbst abverlangen?
Auch Themen wie Freundschaft, Tod, Krankheit, Trauer kommen in diesem Roman vor. Themen die das Leben ausmachen. Begebenheiten mit denen jeder Mensch im Laufe seines Lebens in Berührung kommt, die jeder auf seine Weise erlebt, verarbeitet und hoffentlich dann auch überlebt.
Manche Szenen in diesem Buch habe ich so intensiv gefühlt, dass sie sogar den Weg in meine Träume gefunden haben. Kleine Motive, die ich sofort „Snowflake“ zu ordnen konnte. Dazu geführt hat sicherlich auch die Sprache, in der Louise Nealon diesen Roman schrieb. Ich habe die Sprache teilweise sehr direkt empfunden, dann wieder zurückhaltend, auch poetisch. Fast so als passte sich die Sprache den Charakteren und ihren Befindlichkeiten an. Sehr authentisch wie ich fand, sehr überzeugend.
„Snowflake“ von Louise Nealon möchte ich jedem empfehlen, der gerne tief in Geschichten eintaucht, der vielschichtige Charaktere mag, vor bewegenden Themen des Lebens nicht zurück schreckt, der einen Hang zum Träumen mit bringt und sich einer Geschichte, genauso wie dem Leben mit allen Höhen und Tiefen hingeben möchte.