Leben in einer Lüge

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marialein Avatar

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Louise Wilson will in New York als Schriftstellerin groß herauskommen. Mit großen Erwartungen und ihrem Freund Virgil Bryce zieht sie in die Stadt ihrer Träume. Doch dann folgt die Ernüchterung. Ihre Beziehung hält nicht und sie findet sich in einer winzigen Bude und 3 Jobs wieder, mit denen sie sich gerade so über Wasser halten kann. Dann lernt sie über eine neue Nachhilfeschülerin Lavinia Williams kennen. Lavinia macht gerade ein Sabbatjahr von der Uni, um ihren Roman zu schreiben und lebt ansonsten vom Geld ihrer Eltern in den Tag hinein und rennt von einer extravaganten Party zur nächsten. So unterschiedlich die beiden Mädchen auch sind, freunden sie sich an und Louise kann am Leben der Reichen, Bedeutenden, Hochgraduierten von New York teilhaben und sich zumindest oberflächlich dazugehörig fühlen.

Als Louise in Lavinias Apartment zieht, sollte man meinen, sie hat das große Los gezogen. Doch so einfach ist das nicht. Die Beziehung zu ihrer neuen Freundin ist von Spannung und einer Abhängigkeit geprägt, die Louise permanent unter Druck setzt, Lavinia um jeden Preis gefallen und zufrieden stellen zu müssen. Auch finanziell kommt sie nicht besser über die Runden, obwohl sie doch das Geld für die Miete einspart und Lavinia viele andere Ausgaben für sie übernimmt. Doch das ist bei Weitem nicht alles, was diese seltsame Freundschaft vergiftet: Lavinias Exfreund Rex und Louise kommen sich langsam näher, was Louise natürlich aus Angst vor dem Verlust ihrer Unterkunft und all der anderen Annehmlichkeiten vor Lavinia geheim halten muss. Als diese schließlich doch dahinter kommt, eskaliert die Situation und – ob durch Unfall oder mit Absicht – Lavinia stirbt.

Was folgt, ist eine faszinierende Geschichte über ein Mädchen, das versucht, das Leben einer anderen zu leben und in ständiger Angst lebt, dass man sie durchschauen, ihre wahre Natur erkennen könnte. Einem Mädchen, das weiß, dass es nicht ewig in dieser Lüge weiterleben kann, das sich aber einfach nicht herausreißen kann.

Die Story wird sehr spannend erzählt von einem Erzähler, der die Neugier des Lesers immer an den richtigen Stellen mit Anspielungen auf das kommende Geschehen weckt. Für meinen Geschmack war sie allerdings ziemlich heftig und obendrein in einer vulgären Sprache erzählt, die einfach nicht meine Sache ist. Die Charaktere fand ich bis auf Lavinia, deren Wirkung auch der Leser sich nicht entziehen kann, relativ flach und die Leidenschaft zwischen Rex und Louise damit schwer nachvollziehbar. Auf seine Art ist der Roman dennoch ein gelungenes Debut der Autorin Tara Isabella Burton – man muss den Stil eben mögen.