Louise und Lavinia

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fredhel Avatar

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Trotz ihrer fast 30 Jahre ist Louise noch nicht richtig im Leben angekommen. Sie steckt voller Minderwertigkeitskomplexe, hat ständig Angst, sich ihr Leben zu verbauen und muss jeden Tag hart mit drei Teilzeitjobs das Geld für den Lebensunterhalt zusammen kratzen. Als sich die unglaublich reiche und schöne Lavinia für sie interessiert, beginnt ein neuer Lebensabschnitt im Glanze der High Society. Louises Leben wird komplett umgekrempelt, wird glamourös, abwechslungsreich und interessant. Doch die Sorgen ums Überleben nehmen nicht ab, sie ändern sich nur. Jetzt muss sie sich den Launen der kapriziösen Freundin beugen, wenn sie nicht plötzlich mittellos auf der Straße stehen will. Das geht auf Dauer nicht gut, aber Louises Lebensmotto ist: Ich schaffe das! Und nach dem großen Knall wird es für den Leser eigentlich noch interessanter, wie raffiniert die junge Frau ihr Leben organisiert. Klasse!
Im Mittelpunkt stehen Louise und ihre maliziös narzisstische Freundin Lavinia. Aber auch die dekadenten Freunde werden in ihrer Unreflektiertheit und Selbstüberschätzung spannend charakterisiert. Die Handlung erinnert natürlich über weite Phasen an einen Chicklit-Roman, aber die psychologische Komponente wertet das Ganze immer wieder auf.
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Abgehackte, kurze Sätze mit gezielten Wortwiederholungen wirken sich hemmend auf den Lesefluss aus, aber das ist von der Autorin so gewollt und macht auch viel vom Charme des Buches aus.
Die Hörspielversion wird hervorragend gelesen von Britta Steffenhagen. Vom Lesen des Klappentextes hatte ich mir schon ein Bild der Protagonistinnen im Kopf entworfen, aber mit den ersten Sätzen wurde es auf den Kopf gestellt. Die Sprecherin versteht es wunderbar, die Gefühle im ganzen Spektrum von Naivität bis zur berechnenden Bosheit in das Timbre ihrer Stimme zu legen. Durch ihre Ausdruckskraft behält man als Hörer auch immer den Überblick.
Dieses Buch hat mir gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter. Meiner Meinung nach wird es allerdings in erster Linie Frauen ansprechen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.