So, und was kommt dann?

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eskalina Avatar

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Die Kindheitsgeschichten anderer zu lesen, kann sehr amüsant oder auch sehr langweilig sein. Oft werden die Geschichten, so sie denn der eigenen Erinnerung des Autors entstammen, ein wenig verklärt erzählt und in der Regel handelt es sich um Rückblicke auf die kleine heile Welt einer Familie.

Arno Frank hat da etwas ganz anderes zu erzählen; sein Protagonist berichtet von seiner Familie, die nicht so ganz gewöhnlich scheint. Anfangs erscheint das Leben, von Jutta, Jürgen und ihren drei Kindern ein ganz normales Leben zu sein. Ich-Erzähler ist der älteste Sohn der Familie, der seinen Vater verehrt. Dieser unternimmt viel mit ihm und vermittelt bei vielen Unternehmungen seine ganz eigene Lebensweisheit. Berufe und Häuser werden gewechselt und immer wieder kommen Briefe von der Bank.

Jürgen schafft es, seine ganze Familie auf seine Seite zu ziehen, denn Reden, das kann er gut. Und so hinterfragen die Kinder nicht, warum sie eines Tages alles liegen und stehen lassen und in Südfrankreich eine luxuriöse Villa mieten. Dass es eine Flucht ist, wird erst klar, als die Reise weiter geht und noch nicht einmal Geld für Essen oder Unterkunft vorhanden ist…
Der Schreibstil ist sehr angenehm, manchmal sogar ein bisschen poetisch und liest sich flüssig und der leicht verschmitzte Blick, den der Autor auf seine Figuren wirft, lässt sie (teilweise) sympathisch und menschlich erscheinen. Der Ich-Erzähler berichtet mit wenigen Emotionen, weckt aber genau dadurch viel Empathie für sich, seine Mutter und seine Geschwister. Dominierende Figur des Romans ist der Vater, der alles kann, auf alles eine Antwort hat und dem sie aber auch fremde Menschen sofort vertrauen. Man weiß nicht, wohin er seine Familie führen wird, man will wissen, wann die Familie erkennt, dass ihr Held nichts weiter ist, als ein Betrüger und genau das macht das Buch so interessant.

Mein Fazit: Eine ungewöhnliche und sehr lesenswerte Familiengeschichte. Dass ihr eine wahre Geschichte zugrunde liegt, macht das Ganze noch interessanter. Ob es sich um die Kindheit des Autors handelt, ist leider nicht erwähnt. Wahrscheinlich wird das eine der Hauptfragen aller Leser an Arno Frank sein. Von mir 5 Sternchen für diesen gut geschriebenen Roman, der etwas zu erzählen hat.