Überwältigende Lektüre

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leseprinzessin1991 Avatar

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In dem Roman „So, und jetzt kommst du“ von Arno Frank geht es um einen Familie aus Kaiserslautern, die aufgrund der kriminellen Machenschaften des Vaters gezwungen ist nie lange an einem Ort zu bleiben. Die Geschichte ist autobiographisch und wird aus der Perspektive eines Jungen erzählt, bei dem es sich um den Autor handelt. Das Cover ist sehr unscheinbar. Zuerst fand ich es geradezu hässlich, doch jetzt nach dem Lesen denke ich, dass es gar nicht mehr so unpassend erscheint. Wobei einige skurrile Momente in diesem Buch auch Ideen für andere Covergestaltungen zu bieten hätten. Zu Beginn lernen wir Arno, dessen Vorname übrigens nie genannt wird im gesamten Buch, kennen. Wir lernen seine Familie kennen, die naive Mutter Jutta, die ihre Wohnung gerne mit Kitsch dekoriert, den Vater Jürgen, der häufig große Töne spuckt und zwischen pseudoweisen Ratschlägen und proletenhafter Angeberei wechselt, Arno, den ältesten Sohn der Familie, Jeany seine kleine Schwester und das jüngste Kind, das auch bis zum letzten Drittel des Romanes keinen Namen trägt: Fabian. Der Leser wird ins Kaiserslautern der 80er Jahre geworfen. Hier beginnt Arnos Kindheit gar nicht mal so schlecht. Sein Vater hat einen Job in einem Depot und die Familie lebt ein bescheidenes aber „normales“ Leben. Als der Vater jedoch den Job kündigt beginnt eine Reihe von kriminellen Machenschaften, unter denen hauptsächlich die Kinder zu leiden haben. Der Vater versucht sich als Gebrauchtwarenhändler und Arno ist zwar interessiert daran, wie der Vater sein Geld verdient, dennoch gibt es eine Reihe von Momenten, in denen selbst der noch sehr junge Arno spürt, dass sein Vater ihm nicht alles über die Geschäfte erzählt. Irgendwann bricht die Familie halsüberkopf nach Frankreich auf, das nur einer von zahlreichen Stopps der Familie sein wird. Die Kinder wollen immer wieder glauben nun an ihrem Zuhause angekommen zu sein und der Leser leidet mit ihnen. Obwohl der Roman aus der Sicht eines Kindes geschrieben ist, hat man es dennoch mit einer poetischen und emotionalen Sprache zu tun. Die Schilderungen sind sehr authentisch und keineswegs schlicht oder naiv, wie man erwarten könnte. Ich fand den Schreibstil sehr flüssig und auch unterhaltsam. Es gab Momente, die an ihrer Skurrilität kaum zu übertreffen waren, Momente die sehr lustig waren, wie als Arno in Frankreich versucht sich auf Latein zu verständigen und es auch noch klappt und es gab zahlreiche bedrückende und traurige Momente. Ich habe mich als Leser immer gefragt, wie der Autor diese ganzen Eindrücke verarbeitet hat und was aus der Familie geworden ist. Das Buch lässt sich zwar schnell lesen, doch es wirkt sehr lange nach. Auch stilistisch ist dieser Roman keine langweilige Biographie, in der chronologisch Daten heruntergeleiert werden. Stattdessen kommt sehr Spannung auf. Alles in allem ein wirklich toller aber auch trauriger Roman, der es wert ist gelesen zu werden.