Wenn der Vater ein Hochstapler ist

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tsubame Avatar

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"So, und jetzt kommst du" ist einer der Lieblingssprüche von Jürgen, dem Vater des Autors dieser unglaublichen Roadstory und Kindheitsgeschichte aus den Achtzigerjahren. Der Titel verrät bereits einiges über den Charakter dieses Mannes, dessen Träumen und Zielen sich der Rest der Familie unterzuordnen hat.
Einst sagte ihm eine Zigeunerin die Zukunft voraus: "Cher ami, du wirst reich sein. Es wird lange nicht so aussehen, aber spätestens mit vierzig wirst du reich sein!"
Und so fühlt sich Jürgen nicht dazu berufen, hart zu arbeiten, um seine Ziele auf ehrlichem Weg zu erreichen, sondern lebt nach der Maxime "Jeden Tag steht ein Dummer auf".
Eines Tages steht die Polizei vor der Tür und die Familie flüchtet nach Frankreich. Was zunächst wie ein großes Abenteuer beginnt und wie ein Traum von Sonne, Meer und ewiger Sorglosigkeit klingt, entwickelt sich nach und nach zu einem Albtraum. Denn der Vater arbeitet nicht, sondern verspielt das Geld im Casino. So heißt es wieder einmal packen und fliehen ... diesmal nach Portugal.
All das wird von dem Ältesten der Kinder erzählt und beschrieben, dem allmählich dämmert, dass sein Vater absolut keinen Plan hat.
Als die Familie auch aus Lissabon fliehen muss und nur die Kleider retten kann, die sie am Leib tragen kann, klemmt er sich seinen Atlas unter sein T-Shirt:

"Der Atlas von Diercke muss auch mit, unbedingt, denn er ist mein Sextant. Ohne ihn wüsste ich überhaupt nicht mehr, wo wir sind."

"So, und jetzt kommst du" ist eine lesenswerte Geschichte aus der Zeit, in der der Mann als "das Schmuckstück der Familie" galt und alle anderen ihre Wünsche und Bedürfnisse diesem "Prachtstück" unterordnen mussten.