Zwischen Abenteuer und Katastrophe

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lisaliestgern Avatar

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Das Buch hat mir sehr, sehr gut gefallen, es ist unglaublich spannend. Bis zuletzt hoffte ich auf ein Happyend, und bin mir jetzt nicht sicher, ob es das war, oder nicht.
Eine Familie, Vater, Mutter, zwei Schulkinder, ein Baby, später kommen noch zwei Hunde dazu, flieht durch halb Südeuropa und zurück. Der Vater ist, was die Kinder zuerst nicht wissen, ein Betrüger und Hochstapler, immer auf der Suche nach "einem Arsch voll Geld" und wird von der Polizei gesucht. Anfangs ist alles noch ein großes Abenteuer, und die Eltern kümmern sich gut um die Kinder. Die Mutter ist ein wenig weltfremd, der Vater gewitzt und fast sympathisch. Aber mit zunehmender Verzweiflung und Armut wird das Leben zu einem Alptraum.
Die Geschichte wird erzählt vom 13- oder 14jährigen Sohn der Familie. Die Sprache ist sehr schön, flüssig und schnörkellos. Man hat tatsächlich das Gefühl, dass der Erzähler ein Kind ist, ohne dass die Sprache kindisch oder einfach ist. Da berichtet eben ein ernster, intelligenter Jugendlicher, es kommt alles sehr authentisch rüber. Die Geschichte ist in Anlehnung an ein wahres Vorkommnis geschrieben, das sich in den 80er Jahren tatsächlich zugetragen hat. Sie ist eine der traurigsten, die ich je gelesen habe.
Am traurigsten finde ich, dass der Sohn bis fast zum Schluss seinen Vater immer noch verteidigt: "Papa tut, was er kann".
Immer hatte ich Heimito von Doderers Zitat im Kopf, das ganz vorne im Buch steht: "Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln, wie er will."
Das Cover finde ich sehr passend. Witzig ist die Graphik, die man sieht, wenn man den Papiereinband abnimmt.