Ergreifend, schmerzlich und doch voller Stärke

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nathi_taiwan Avatar

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Da dieser Roman für Fans von "Der Gesang der Flusskrebse" beworben wurde und dieser zu meinen Jahreshighlights 2020 zählte, war es selbsterklärend für mich, dass ich dieses Buch lesen muss - und ich wurde nicht enttäuscht!

Erzählt wird die Geschichte der anfangs siebzehnjährigen Victoria, die in einem kleinen Ort umgeben von den Bergen und wilden Flüssen Colorados in einfachen Verhältnissen in den späten 1940er Jahren aufwächst. Früh verliert sie ihre geliebte Tante, Cousin und Mutter, sodass sie im Alter von nur zwölf Jahren alle Aufgaben einer Frau im Haushalt übernehmen muss. Neben der harten und anstrengenden Arbeit erfährt sie wenig Liebe und Unterstützung von ihrer verbliebenen Familie: dem trauernden und schweigsamen Vater, dem verhärmten Onkel und dem jähzornigen und gewaltbereiten Bruder. Alles ändert sich, als sie dem mysteriösen Wilson Moon begegnet und die beiden sich verlieben.

Als Leserin habe ich Victoria über 22 Jahre hinweg begleitet. 22 Jahre, in denen sie einige sehr schwere Entscheidungen treffen musste und in denen viele tragischer Ereignisse Victorias Entwicklung geprägt haben. Trotz der unglaublichen Trauer durch die Verluste in ihrem Leben, habe ich Victoria nie als schwache Person empfunden. Die Autorin Shelley Read hat es geschafft, mit ihrer poetischen und naturgeprägten Sprache in Victoria eine Person zu schaffen, die mutig und hoffnungsvoll und die Zukunft blickt und für ihr Schicksal kämpft.

Die tragische Geschichte wird langsam und ruhig erzählt, nichtsdestotrotz war sie zu keinem Zeitpunkt langweilig oder kitschig. Ganz im Gegenteil, ich war tief berührt von Victorias Verbundenheit zu den Flüssen und Bergen Colorados, die ihr genommen, aber auch gegeben haben. Die Autorin konnte so beeindruckend die Natur beschreiben, dass ich völlig in der Lektüre verloren war und mich gedanklich in Colorado befunden habe.