Wie eine Begegnung das Leben ändern kann

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
auserlesenes Avatar

Von

Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Dann kommt der Tag, an dem sie Wilson Moon begegnet und der alles für sie verändert. Victoria ist gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen.

„So weit der Fluss uns trägt“ ist der Debütroman von Shelley Read.

Meine Meinung:
Nach einem Prolog gliedert sich der Roman in mehrere Teile. Diese wiederum bestehen aus diversen Kapiteln. Die Handlung beginnt 1948 und umspannt einige Jahre. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Victoria. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert prima.

Die Sprache des Romans hat mich auf Anhieb überzeugt. Der Stil ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Vor allem die Naturbeschreibungen empfinde ich als sehr gelungen.

Die Protagonistin ist ein interessanter und realitätsnaher Charakter. Ich konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Trotz ihrer anfänglich naiven Art ist sie eine Sympathieträgerin. Auch die übrigen Figuren wirken weitestgehend plausibel.

Inhaltlich handelt es sich vordergründig um eine Liebesgeschichte. Auf den zweiten Blick ist das Themenspektrum weitaus breiter. Die Geschichte beleuchtet Rassismus, Vorurteile, Intoleranz und ähnliche Aspekte. Damit trifft sie den Zeitgeist und macht auf wichtige Probleme aufmerksam. Darüber hinaus spielen Verluste, Zugehörigkeit und andere existenzielle Themen eine Rolle.

Auf den rund 350 Seiten entfaltet sich die Handlung in ruhigem Tempo. Dennoch hat mich die Geschichte bei der Stange halten können.

Das deutsche Cover spricht mich nicht so sehr an wie das der amerikanischen Originalausgabe. Der deutsche Titel ist sinngemäß nah am Original („Go as a River“). Beide Formulierungen passen gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „So weit der Fluss uns trägt“ ist Shelley Read ein empfehlenswerter Roman gelungen. Ein emotional bewegendes, psychologisch ausgefeiltes Debüt.