Wild wie ein Fluss

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europeantravelgirl Avatar

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Rau und ungezähmt, so ist die Landschaft Colorados.

Rau und ungezähmt, so fließt der Gunnison River durch diese Landschaft.

Rau und ungezähmt, so sind auch die Menschen in dieser Gegend.

Und mitten in all diesen rauen Gegebenheiten findet die zarteste aller Begegnungen statt, so zart wie ein Nash-Pfirsich, so zart ist die Begegnung der 17jährigen Victoria Nash mit Wilson Moon. Und wie ein reifer Pfirsich geradezu explodiert, wenn man in ihn hineinbeißt, so explodieren auch die Gefühle zwischen den beiden jungen Fremden, die einander plötzlich ganz nah und vertraut sind. Doch Wilson ist ein Fremder, ein Native American, und im Colorado des Jahres 1969 damit nicht willkommen. Und so wird das Raue, das Ungezähmte vor allem in Gestalt von Victorias Bruder Seth dem sanftmütigen jungen Mann zum Verhängnis. Und Victoria findet sich in einer ungeahnten Notlage.

Der Roman war für mich eine wahre Überraschung. Ich hatte mit Schilderungen des Lebens in Iola, Colorado, gerechnet, ehe die Stadt vom neu gebauten Staudamm geflutet wurde. Nicht jedoch hatte ich mich gegen die Flut von Gefühlen gewappnet, die mich mit dieser Erzählung überrollt hat. Victoria Nash ist eine außergewöhnlich stark ausgeformte Protagonistin, und so bin ich beim Lesen nicht nur in den Stausee, sondern auch in ihre Gefühlswelt völlig abgetaucht und wurde von ihren Nöten, ihrer Wut, ihren Ängsten und ihrem unbändigen Überlebenswillen mitgerissen wie in einem Strudel des Gunnison River. Die Autorin versteht es auf einzigartige Weise, Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen und uns in das Geschehen mitzunehmen. Ein aufwühlendes, intensives Leseerlebnis.

Für diesen Roman gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.