Glaube, Liebe, Hoffnung

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elohym78 Avatar

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Nach einem langen Krankenhausaufenthalt kommt Jonah Tanner in ein Kinderheim. In ein besonderes, denn hier sind nur Kinder mit einer schwierigen Vergangenheit. Dort lernt er den Weg zurück ins Leben. Mit Hilfe der Erzieher, aber ganz besonders mit Hilfe von Milow, der schnell sein bester Freund wird und von Katelyn Christina Williams. Katie ist durch eine Tragödie verstummt und nur Jonah gegenüber öffnet sie sich. Aus einer kindlichen Freundschaft wird mit den Jahren Liebe. Bis das Schicksal erneut zuschlägt.

Das Cover ist in einem hellen Blauton gehalten. Mitten drauf prangt ein riesiges, knallrotes Luftballonherz, an dem ein Mädchen hängt. Um ehrlich zu sein, trifft es meinen Geschmack überhaupt nicht und wenn ich nicht die Leseprobe gelesen hätte, wäre ich an dem Buch einfach vorbei gegangen. Auf mich wirkt das Bild kitschig. Doch hier wird wirklich deutlich, dass man - ganz speziell ich - sich nicht von Bildern beeinflussen lassen sollte. Denn das Buch ist sehr tiefgründig und wunderschön und man sollte ihm wirklich eine Chance geben!

Schon in der Leseprobe hat Susanna Ernst mich von ihrem wunderschönen, berührenden Schreibstil überzeugen können. In dem Buch bestätigt sich ihre einfühlsame Art, die mir wirklich sehr nah ging. Sie schildert harte Schicksalsschläge weich und gefühlsbetont, so dass ich mit den Tränen kämpfte. Ohne Probleme tauchte ich in die Geschichte ein und ließ mich von Ernst führen und ihre Protagonisten auf ihrem schweren Lebensweg begleiten.

Jonah Tanner kommt nach dem Tod seiner Familie in ein Kinderheim. Er muss sich dort eingliedern, ob er will oder nicht. Seine anfängliche Angst und Unsicherheit schildert die Autorin so deutlich, dass ich mit dem Jungen fürchtete, lachte, lebte und neuen Lebensmut fasste. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass Ernst mich in eine Richtung schiebt, sondern sie bot mir den Weg an und ich folgte ihr mehr als bereitwillig. Das Heimleben schilderte sie bildlich und lockerte es durch viele kleine Begebenheiten auf.

Besonders gut haben mir die Wechsel in der Sprache gefallen. Als ihre Protagonisten noch Kinder und Jugendliche waren, war die Sprache einfacher, mehr wörtliche Rede, kurz das Leben erschien machbar und zukunftsorientiert. Als das Erwachsensein zuschlug, wurde es ernst, tiefer und auch die Spannung nahm zu. Das lag nicht nur an dem Lebensweg, den Jonah und Katie eingeschlagen hatten, oder besser gesagt an der Art zu leben, die ihnen das Schicksal auf ticktierte, sondern auch an dem Reifungsprozess, den wir alle im Alter eben durchmachen. Das ist der Susanna Ernst wirklich toll gelungen.

Getragen wird das Buch nicht so sehr von der Handlung, sondern vielmehr durch die beiden Charaktere Jonah und Katie, die das Werk zu einem unvergesslich schönen Leseereignis machen. Natürlich sind die Schicksalsschläge in der Kindheit und auch die im späteren Leben Wegweiser für sie, aber beide wären ohne die Liebe zueinander, nicht dort, wo sie jetzt stehen. Der Glaube an den jeweils anderen berührte mich tief. Selten haben mich Figuren so bewegt wie diese beiden.

Mein Fazit
Ein wunderschönes Buch!