SOG

Toller Thriller aus Island

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elmidi Avatar

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„Sog“ ist ein Thriller aus Island, der zweite aus der Reihe um Kommissar Huldar und Psychologin Freya. „DNA“, den ersten Band, habe ich nicht gelesen, was der Spannung allerdings keinen Abbruch getan hat.

Aus mir aus dem ersten Band nicht wirklich bekannten Gründen wurde Kommissar Huldar degradiert und bekommt nur noch Hilfsarbeiten zugeteilt. Wie zum Beispiel der seltsame Text aus einer Zeitkapsel mit Texten von Schülern einer Klasse, die diese vor 10 Jahren geschrieben und dann vergraben hatten. Eine gute Idee eigentlich, denn die meisten haben ihre Zukunftsvisionen aufgeschrieben, die heute doch etwas bizarr wirken. Bis auf einen Text – der sehr düster daherkommt und eigentlich deutliche Morddrohungen an Menschen enthält, die nur mit ihren Initialen erwähnt werden. Etwa zeitgleich tauchen im Garten eines Staatsanwalts zwei abgesägte Hände auf. Und dabei soll es nicht bleiben ….

Es entwickelt sich eine extrem spannend und perfekt erzählte Krimigeschichte – oder ist es doch eher ein Thriller? -, der mich immer mehr in seinen Sog gezogen hat. Yrsa Sigurdardottier versteht es dabei, die grausamen weiteren Morde sprachlich nur zu skizzieren, ohne sich in blutigen Details zu verlieren und erreicht genau auf diese Weise eine enorme Spannung. Eine Kunst, die nicht jedem in die Wiege gelegt ist! Etwa in der Mitte des Buches hatte ich einen Verdacht, aber nicht die Erklärung für das genaue Warum und Wie, zumal sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen. Bis zur letzten Seite mit einem erschütternden, unübertriebenen, wohltemperierten Ende habe ich an den Worten gehangen.

Daneben findet zwischen Freya und Huldar und dessen KollegInnen eine unaufdringliche Nebenhandlung statt. Hier wäre das erste Buch hilfreich gewesen, aber nicht so, dass man der Handlung ohne Band eins nicht hätte folgen können. Huldar ist ein angenehmer Typ, mit vielen Fehlern behaftet und aber durchaus zur Selbstkritik in der Lage. Eine seiner hervorstechenden Eigenschaft ist sein Hang, sich in etwas zu verbeißen, sei es sein Verdacht, wie im vorliegenden Fall die Zusammenhänge zu sehen sind oder sei es seine Verliebtheit in Freya, in der er sich immer wieder selbst ein Bein stellt.

Endlich mal wieder ein richtig toller Krimi – oder doch ein Thriller? – dessen Name Programm ist: Beim Lesen konnte ich dem Sog nicht widerstehen.