Solito = Mutterseelenallein
Im März 1999, acht Jahre nach dem grausamen Bürgerkrieg in El Salvador, lebt der neunjährige Javier bei seinen Großeltern in La Herradura. Sein größter Traum ist es, seinen Eltern, die er seit Jahren nur durch sporadische Fotos und seltene Telefonate kennt, nach „La USA“ zu folgen. Javiers Vater verließ das Land aus „politischen Gründen“, als er erst zwei Jahre alt war, und seine Mutter folgte vor vier Jahren. Nun scheint Javiers Traum greifbar nahe: Der berüchtigte Menschenschmuggler „Kojote“ Don Dago will Javier und fünf weitere Flüchtlinge über Guatemala und Mexiko in die USA schleusen.
In seinem autobiografischen Roman „Solito“ schildert der Lyriker Javier Zamora in Retroperspektive seine traumatischen Erfahrungen als minderjähriger Flüchtling auf einer gefährlichen, 2,5-monatigen Odyssee, denen er sich erst als Erwachsener im Rahmen einer Therapie stellen konnte. Er zeichnet dabei ein äußert detailgetreues, bildhaftes und erschütterndes Bild aus der kindlichen Perspektive eines Neunjährigen, der einerseits oft mit Einsamkeit, Angst, Abhängigkeitsgefühlen, gefährlichen Situationen und den Schrecken der Flucht konfrontiert wird, andererseits aber auch prägende Momente der Menschlichkeit und Solidarität erlebt.
Die Geschichte ist zweifellos von großer persönlicher Bedeutung und bietet einen wichtigen Einblick in das Schicksal minderjähriger Flüchtlinge. Aufgrund dieser Thematik fällt mir eine Kritik nicht ganz leicht, aber leider weist der Roman aus meiner Sicht auch gewisse Schwächen auf. An vielen Stellen wirkt die Erzählung zäh und redundant; die detailgenaue und repetitive Beschreibung zahlreicher Sachverhalte empfand ich überfrachtet sowie ermüdend und zudem störte ich mich in diesem Fall an der Einbindung zahlreicher spanisch-salvadorianischer Begriffe. Obwohl ich die Verwendung der eigenen Sprache sonst stets befürworte und sie einer Geschichte auch Authentizität verleiht, überschritt sie hier für mich das Maß und zusätzlich empfand ich das Glossar teils verwirrend und unvollständig.
Das Ende des Romans trägt definitiv zum besseren Verständnis bei, lässt mitfühlend und nachdenklich zurück.
„Solito“ ist ein wichtiges Memoir über (unbegleitete) Flucht und Migration – insbesondere auch in Hinblick auf den Kontext El Salvador, über den ich viel zu wenig weiß. Dennoch konnte mich „Solito“ insgesamt leider auf literarischer Ebene nicht vollumfänglich überzeugen.
Übersetzt aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.
In seinem autobiografischen Roman „Solito“ schildert der Lyriker Javier Zamora in Retroperspektive seine traumatischen Erfahrungen als minderjähriger Flüchtling auf einer gefährlichen, 2,5-monatigen Odyssee, denen er sich erst als Erwachsener im Rahmen einer Therapie stellen konnte. Er zeichnet dabei ein äußert detailgetreues, bildhaftes und erschütterndes Bild aus der kindlichen Perspektive eines Neunjährigen, der einerseits oft mit Einsamkeit, Angst, Abhängigkeitsgefühlen, gefährlichen Situationen und den Schrecken der Flucht konfrontiert wird, andererseits aber auch prägende Momente der Menschlichkeit und Solidarität erlebt.
Die Geschichte ist zweifellos von großer persönlicher Bedeutung und bietet einen wichtigen Einblick in das Schicksal minderjähriger Flüchtlinge. Aufgrund dieser Thematik fällt mir eine Kritik nicht ganz leicht, aber leider weist der Roman aus meiner Sicht auch gewisse Schwächen auf. An vielen Stellen wirkt die Erzählung zäh und redundant; die detailgenaue und repetitive Beschreibung zahlreicher Sachverhalte empfand ich überfrachtet sowie ermüdend und zudem störte ich mich in diesem Fall an der Einbindung zahlreicher spanisch-salvadorianischer Begriffe. Obwohl ich die Verwendung der eigenen Sprache sonst stets befürworte und sie einer Geschichte auch Authentizität verleiht, überschritt sie hier für mich das Maß und zusätzlich empfand ich das Glossar teils verwirrend und unvollständig.
Das Ende des Romans trägt definitiv zum besseren Verständnis bei, lässt mitfühlend und nachdenklich zurück.
„Solito“ ist ein wichtiges Memoir über (unbegleitete) Flucht und Migration – insbesondere auch in Hinblick auf den Kontext El Salvador, über den ich viel zu wenig weiß. Dennoch konnte mich „Solito“ insgesamt leider auf literarischer Ebene nicht vollumfänglich überzeugen.
Übersetzt aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.