Hervorragendes Debut

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„Sommerhaus am See“, das Romandebut von David James Poissant, hat mir sehr gefallen. Eigentlich gleich schon von der ersten Seite an. Ich wollte das Buch bereits lesen, als ich vom Inhalt noch gar nichts gewusst und erst das Cover gesehen hatte. Mit einem zufriedenen Aufatmen habe ich es soeben zugeklappt.
Zwar klingt der Titel nach leichter Sommerlektüre, aber das ist die Geschichte keineswegs. Wie mit einem Sprung ins Wasser beginnt es mit einem Todesfall: Ein fremdes Kind ertrinkt hinter dem Rücken seiner Eltern, aber vor den Augen einer anderen Familie, welche ihre letzten Tage in einem anliegenden Ferienhaus verbringt. Und als einer der Söhne dieser Starlings das kleine Kind zu retten versucht, verletzt er sich schwer. Doch nicht nur diese körperliche Wunde klafft auf, sondern nach und nach viele sorgsam verdeckten Geheimnisse jedes einzelnen Familienmitglieds.
Marode wie die morsche Holztreppe zum See ist vieles bei Vater, Mutter, den Söhnen, ihrer Partnerin, ihrem Partner. Der Wassertod des kleinen Kindes spült viel Schmerz ans Ufer, bleibt stets gegenwärtig, befeuert und beschleunigt die Momente noch, an denen die Probleme sich offenbaren und in ihrem ganzen Umfang öffnen, Eifersucht mit sich bringen, Zorn, Hass, Süchte und Sehnsüchte. Auch wenn dieses Sommerhaus nicht, wie von den Eltern beabsichtigt, verkauft würde, ist doch die Zeit der Ferienharmonie unwiderruflich zu Ende.
Aus der Sichtweise jedes einzelnen Familienmitglieds der Starlings wird jede Person näher beleuchtet. Der Leser lernt die Fehler und Schwierigkeiten von jedem kennen und verstehen. Es gibt kein Happy End, doch sind die letzten Seiten von einer wohltuenden Hoffnung durchströmt. Und deshalb habe ich es, wie anfangs erwähnt, mit einem zufriedenen Aufatmen zugeklappt.
Der Sog dieses Romans beginnt mit den ersten Sätzen, und es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch wegzulegen. Die Spannung steigt augenblicklich und hat mich mit sich gezogen. Der Sprachstil ist sehr farbig, lebhaft fließend, manchmal sprühend. Ich war richtig mit dabei, habe mitgebangt, mitgehofft, war miterschrocken. Nach diesem Debut wünsche ich mir vom Autor weitere Romane.
Das Cover ist keineswegs reißerisch, fällt aber in einem Schaufenster oder auf einem Büchertisch sofort auf und zieht die Blicke auf sich. Es vermittelt erstaunlich genau, was den Leser erwartet.
Ich empfehle den Roman allen, die mehr als nur leicht-seichte Sommerlektüre suchen.