Sprachlich schöne Meditation über eine Familie

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antoniocd Avatar

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Die Geschichte einer amerikanischen Familie mit all ihren Geheimnissen steht im Zentrum des Romans „Sommerhaus am See“ von David James Poissant. Bei einem Familientreffen in eben jenem Haus, bei den es eigentlich darum geht, von diesem Abschied zu nehmen, kommen all diese Geheimnisse nach und nach an Licht und zeichnen ein Tableau von Verwerfungen, das abwechselnd jeweils aus der Perspektive eines Familienmitglieds geschildert wird, mit der jeweils ganz persönlichen Sicht auf die Dinge. Langsam und mühevoll werden Erwartungen und Enttäuschungen freigelegt, Lebenslügen enthüllt und die Probleme türmen sich nach und nach regelrecht, so dass man gelegentlich den Überblick zu verlieren droht. Es ist von allem was dabei: Homosexualität, Drogensucht, berufliches Scheitern und Seitensprünge, der Verlust eines Kindes… Das ganz normale Leben. Oder doch von allem etwas viel?

Poissant ist sprachlich gesehen ein großartiger Erzähler, der seine Geschichte in wunderbare Worte zu bringen vermag. Und das ist auch die wirkliche Stärke des Buches. Die Fäden zusammenzubringen fällt ihm schon schwerer und eine packende Geschichte spannend zu erzählen war nicht seine Absicht. So hat man das Gefühl, dass sich nach dem spannenden Anfang langsam alles immer mehr zerdehnt und leider immer wieder in Längen abgleitet, die ermüdend sind.

Wie gesagt, Poissant zeichnet ein Gemälde, auf das man aus vielen Perspektiven blicken kann. Wer Freude an solche Beleuchtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln hat, Lust am Entdecken und tief Hineinsteigen in die Charaktere, der wird seine Freude beim Lesen haben. Wer ein knackige, spannende Geschichte erwartet, könnte jedoch enttäuscht werden.