Bislang Colgans schwächste Geschichte

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Jenny Colgans Bücher gehören seit einiger Zeit zu den Garanten, wenn ich mal einfach nur etwas Nettes lesen will, das mich unterhält und von der Realität ablenkt. Mit einer Pilotin, die sich jederzeit in ihr Fluggefährt setzen und „ihrer Welt“ entfliehen kann, dachte ich, hätte sie nun das „Non plus ultra“ geschaffen – richtig gelegen oder zu früh gefreut?

In „Sommerhimmel über dir und mir“ geht es um Morag, eine Pilotin, die eigentlich gerade mal „raus müsste“ (da wäre es wieder, das Thema Eskapismus), sich aber pflichtbewusst zu ihrem Großvater begibt, um bei seiner Fluglinie einzuspringen. Die Lage ist nicht die Verkehrteste, ist die Fluglinie doch auf einer schottischen Insel verortet – doch da ist sie nur kurz, denn gleich bei einem ihrer ersten Einsätze strandet sie auf einer Insel, auf der es bis auf Papageientaucher (Colgan-Fans werden sich erinnern …), Tölpeln und ein paar weiteren Vögeln nur den zugehörigen Ornithologen Gregor gibt, mit dem Morag natürlich erstmal aneinander rasselt. Doch je länger Morag mit ihm zusammen ist, desto mehr verändert sich ihr Bild – von Gregor, vor allem aber auch von ihrem Leben …

Über die Vorhersehbarkeit der Geschichte will ich gar nichts sagen, das „bucht“ man so, wenn man ein Buch der Autorin zur Hand nimmt. Was ihr einmal mehr gelingt, ist, eine schöne Atmosphäre zu schaffen, man fühlt sich sommerlich, leicht, hat Inselflair, etwas Natur, bekommt eine sich langsam entwickelnde Romanze und die Wandlung Morags vom (aus Klimaschützersicht) Saulus zum Paulus. Man mag vom Fliegen bzw. Morags Berufung (ja, das Wort wähle ich absichtlich) halten, was man will, wenn man Luftfahrtbegeisterten begegnet, haben die alle dieses Glänzen in den Augen und sich – das ist so (kann man gut finden oder nicht – sofern es einer Wertung bedürfte). Dieses Atmosphärenschaffen liegt zu einem guten Teil auch wieder an Colgans so ganz speziellem Ton mit einem flüssigen, lockeren Schreibstil, leichtem Humor, sie verbreitet schlicht Leichtigkeit, Heiterkeit (ohne wildes Gackern). Was allerdings dieses Mal nicht so gut gelingt, ist das „Anschieben der Geschichte“, das braucht recht lang und da ist auch einiges an (zumindest gefühltem) „Selbstmitleid“ dabei, weshalb ich erst recht spät sowas wie „mitleiden“ konnte. Die Geschichte fällt zwar nicht in die Kategorie „katastrophal“, ist aber bislang Colgans schwächste, die mir in die Finger kam, daher (hoffentlich ausnahmsweise) mal nur 3 Sterne.