Wunden aus der Vergangenheit

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tochteralice Avatar

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Der vorliegende Fall ist überaus schmerzhaft - und zwar für ein gesamtes Dorf! Psychologin Vera hat ein einem sehr persönlichen Ereignis aus der Vergangenheit zu knabbern: Sie war noch ein Kind, als ihr kleiner Bruder Billy - damals erst vier - verschwand und nie wieder auftauchte.

Weder sie noch ihr älterer Bruder haben dieses Erlebnis je verwunden, zumal sich ihre Mutter - vormals eine umschwärmte Schönheit - bald nach dem traurigen Ereignis das Leben nahm. Doch sie verarbeiten es unterschiedlich: während Vera allein geblieben ist und das heimatliche Dorf meidet, ist Mattias, der Polizist geworden ist, inzwischen mit seiner Jugendliebe verheiratet und besucht seinen Vater, der noch immer im ehemaligen Elternhaus lebt, regelmäßig.

Vera leitet eine Trauergruppe, in der der junge Isak auftaucht, der einen Fall erläutert, der sein Leben geprägt hat: in seiner frühen Kindheit ist sein bester Freund verschwunden. Vera ist sich sicher, dass er Billy betrauert. Billy, dessen Leiche nie gefunden wurde. Es könnte passen, denn Billy wäre jetzt im entsprechenden Alter. Und Isak erinnert Vera sehr an Billy...

Nach langen Jahren kehrt sie zurück ins Dorf, bereit, in die Vergangenheit einzutauchen. Und ihren alten Dämonen zu begegnen.

Ein Krimi, zu dem man nur greifen sollte, wenn man bereit ist, sich tiefer Trauer und großen Verlusten zu stellen. Ein Fall, in dem es durchaus auch spannend zugeht, der aber auf der anderen Seite nicht gerade wenige Längen aufweist.

Was mich fasziniert hat, war ein ungewöhnlicher Ansatz: dieser skandinavische Krimi lässt sich aus meiner Sicht mit keinem anderen bisher dagewesenen vergleichen und hat mich in mancher Beziehung - nicht zuletzt auch bei der Auflösung - durchaus überrascht. Probieren Sie selbst, ob Sie mit dem Autor Anders de la Motte, der früher übrigens selbst Polizist war, etwas anfangen können!