Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe

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monika85 Avatar

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Die schwedischen Autoren Pascal Engman und Johannes Selåker haben ihren ersten gemeinsamen Kriminalroman veröffentlicht. "Sommersonnenwende" bildet den Auftakt einer neuen Reihe um den Kriminalkommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg.
 
Stockholm im Sommer 1994. Mit über 30 Grad über Wochen hinweg ist es ungewöhnlich heiß. Das Land fiebert mit seiner Fußballnationalmannschaft, die in den USA um den Weltmeisterschaftspokal kämpft. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien brachte viele Flüchtlinge ins Land, der Rassismus nimmt zu. Im Schatten des Massenmords von Mattias Flink in Falun geschieht ein weiterer Mord. Eine junge Migrantin wird in einem Stockholmer Vorort tot aufgefunden, sie wurde vergewaltigt und erdrosselt.
 
Kommissar Tomas Wolf ist nach seinem Einsatz als UN-Soldat im Jahr 1993 in Bosnien-Herzegowina bereits wieder bei der Stockholmer Kriminalpolizei tätig und ermittelt im Mordfall der jungen Frau. Er ist durch seine schockierenden Kriegserlebnisse schwer traumatisiert, leidet unter Aussetzern und Panikattacken, was sein Familienleben und seine Ehe mit Klara belastet. Bevor er Polizist wurde, war er genau wie seine beiden Brüder Neonazi.
Die junge Journalistin Vera Berg ermittelt in der gleichen Mordsache. Sie arbeitet erst seit kurzem bei einer Stockholmer Zeitung und ist dort großem Druck ausgesetzt. Vor ihrem kriminellen Freund Jonny, mit dem sie vier Jahre in Malmö zusammenlebte und der seit einer Woche nicht mehr nach Hause gekommen ist, ist sie geflohen. Sie hat seinen 6-jährigen Sohn Sigge mitgenommen, um das Kind, das bereits seine Mutter verloren hat, nicht dem Jugendamt zu überlassen. Auch Vera hat Schweres erlebt. Ihre Eltern sehen sie nicht mehr als ihre Tochter an, seit vor 12 Jahren etwas Schreckliches geschehen ist.
Bald kreuzen sich Tomas' und Veras Wege, und gemeinsam jagen sie den Frauenmörder. Hierbei begibt sich vor allem Vera durch ihre Alleingänge in große Gefahr. 
 
Im Mittelpunkt des Romans steht zwar die spannende Suche nach dem brutalen Frauenmörder, aber auch das Privatleben der beiden Ermittler nimmt sehr viel Raum ein. Wir erleben Tomas' innere Zerrissenheit und Veras ehrgeizige Bemühungen, ihren Arbeitgeber zufriedenzustellen und gleichzeitig für Sigge da zu sein. Wir sehen aber auch unprofessionelles Verhalten beider Protagonisten, Korruption und Erpressung. 
 
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Er ist von Beginn an sehr spannend und fesselnd. Das Buch ist in schönem und klarem Sprachstil geschrieben, es liest sich flüssig. Die Figuren sind bildhaft dargestellt. Gut gefallen hat mir auch der kritische Blick auf die politische und gesellschaftspolitische Situation Schwedens und die Rassismusprobleme des Landes in den Neunzigern. Auch der Blick hinter die Kulissen einer Zeitungsredaktion war für mich äußerst interessant. Nervend fand ich, dass neben der Tatsache, dass mehrere Romanfiguren übermäßig dem Alkohol zugesprochen haben, im Buch gefühlt zigmal eine Zigarette angezündet oder geascht wurde. 
 
Erwähnenswert ist das außergewöhnlich schön gestaltete Cover mit seinem Farbschnitt.
Das spannende Buch endet zwar mit gleich mehreren Cliffhangern, dennoch freue ich mich schon auf "Wintersonnenwende", den nächsten Teil der Reihe. Absolute Leseempfehlung!