"Sommersonnenwende" ist ein fesselnder schwedischer Krimi, der von den Autoren Johannes Selåker und Pascal Engman verfasst wurde. Als Fan schwedischer Krimis wurde meine Aufmerksamkeit sofort von dem ansprechenden Cover auf das Buch gelenkt, das die Hitze des Sommers eindrucksvoll vermittelt. Der Klappentext versprach eine spannende Handlung, in der die Journalistin Vera Berg und der Kriminalkommissar Tomas Wolf zusammenarbeiten, um einen Frauenmörder zur Strecke zu bringen.
Das Autorenduo Johannes Selåker und Pascal Engman nimmt sich viel Zeit, um die Charaktere ihrer Protagonisten zu beschreiben und ihnen eine fesselnde Tiefe zu verleihen. Besonders beeindruckend ist die Darstellung von Tomas Wolf, dessen traumatische Erlebnisse während des Bosnienkriegs unauslöschliche Spuren in seiner Psyche hinterlassen haben. Diese Belastungen wirken sich nicht nur auf ihn selbst aus, sondern auch auf seine Frau und Kinder. Neben den Schatten aus dem Krieg plagen Tomas auch Geldprobleme, die Erinnerung an eine junge Frau, die er während eines Einsatzes kennengelernt hat, sowie die Sorge um seine Brüder, die tief in die rechte Szene abgedriftet sind. Diese vielschichtigen Charakterzüge machen Tomas zu einem sehr interessanten Protagonisten.
Auch Vera Berg, ist eine beeindruckende Figur mit einer komplexen Hintergrundgeschichte. Unregelmäßigkeiten bei den Tippgeberzahlungen haben sie bei der Zeitung, bei der sie arbeitet, in Schwierigkeiten gebracht, sie darf sich keine weiteren Fehler erlauben. Zusätzlich dazu hat Vera ihrem ehemaligen Freund den Sohn entzogen, um ihn vor ihm zu schützen. Diese Entscheidung führt zu einer ständigen Angst um das Kind und um ihre eigene Sicherheit. Die Autoren schaffen es meisterhaft, Veras emotionale Turbulenzen und ihre Tapferkeit in der Bewältigung dieser Herausforderungen darzustellen.
Einige Leser könnten das Gefühl haben, dass die Autoren Johannes Selåker und Pascal Engman die eigentliche Krimihandlung zugunsten der ausführlichen Charakterbeschreibungen vernachlässigen. Doch dieses Gefühl verfliegt genauso schnell, wie es aufkommt. Das Autorenduo führt die Leser geschickt auf verschiedene Fährten und sorgt dafür, dass die Spannung durchgehend hoch bleibt. Die Mischung aus raffinierten Wendungen und falschen Spuren macht das Lesen von "Sommersonnenwende" zu einem nervenzerreißenden Erlebnis.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt dieses Buches ist die Behandlung aktueller gesellschaftlicher Themen. Die Autoren Johannes Selåker und Pascal Engman stellen sensibel und realistisch Themen wie Fremdenhass und Gleichberechtigung dar, die auch heute noch von großer Bedeutung sind. Die Art und Weise, wie diese Themen in die Handlung integriert werden, regt zum Nachdenken an und verdeutlicht die gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind.
Ein weiterer lobenswerter Aspekt von "Sommersonnenwende" ist die gelungene Übersetzung von Ulla Ackermann. Ihre Arbeit ermöglicht es den Lesern, den flüssigen und packenden Schreibstil der Autoren vollständig zu erfassen. Die Atmosphäre des heißen Stockholmer Vororts wird lebendig und greifbar, was die Spannung und Intensität der Geschichte verstärkt.
Insgesamt ist "Sommersonnenwende" ein komplexer und mitreißender Krimi, der sowohl durch seine charakterorientierte Erzählweise als auch durch seine packende Handlung besticht. Johannes Selåker und Pascal Engman haben es geschafft, glaubwürdige und tiefgründige Charaktere zu erschaffen, die den Leser von Anfang an in ihren Bann ziehen. Die Art und Weise, wie sie aktuelle gesellschaftliche Themen einbinden, verleiht der Geschichte zusätzliche Relevanz und lässt den Leser über die Probleme unserer Zeit nachdenken.
Ich freue mich bereits auf weitere Werke dieses Autorenduos und kann "Sommersonnenwende" allen Krimifans wärmstens empfehlen.