Zurückhaltender Reihenauftakt

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In dem heißen Sommer im Jahre 1994 wird in einem Stockholmer Vorort eine junge Frau vergewaltigt und erdrosselt. Der Kriminalhauptkommissar Tomas Wolf ist der erste am Tatort, allerdings ziemlich abgelenkt durch Umstände, die in seiner Vergangenheit liegen. Der Journalistin Vera Berg geht es nicht anders, sie hat sich in eine fast ausweglose Situation gebracht, die belastend ist, obwohl sie ihre Energie besser in den neuen Job stecken sollte, den sie gerade angetreten hat. Bei Veras Recherchen zu einem Überfall auf eine Migrantin kreuzen sich ihre Wege mit Tomas Wolf, die Fälle ähneln sich so frappierend, dass man einen Nutzen aus der Zusammenarbeit ziehen würde. Dies könnte allerdings an den vielen Geheimnissen scheitern, die beide verbergen.

Das vorliegende Buch ist der erste Teil einer schwedischen Buchreihe, die zwei ehemalige Journalisten zusammen geschrieben haben. Dies ist im Hinblick auf eine der Hauptpersonen im Buch, nämlich die Journalistin Vera, von Vorteil, da man merkt, dass einiges an Insiderwissen in die Story eingeflossen ist, was ich äußerst interessant fand. Bevor mich die Geschichte eingefangen hat, vergingen allerdings über hundertfünfzig Seiten, ehrlich gesagt war ich kurz davor, das Buch an die Seite zu legen, weil es nicht so richtig losging, obwohl der Prolog durchaus eine spannende Geschichte versprach. Bereits da gab es aber nur Andeutungen, sodass ich zwar einerseits neugierig darauf war, alle Hintergründe zu erfahren, andererseits das Gefühl hatte, zu lange hingehalten zu werden. Zum Glück gab es bald genug andere Gründe, weiterhin am Ball zu bleiben, einige Kapitel weiter nahm der Krimi mich gefangen und ich konnte die Geschichte endlich mehr genießen.

Wer einen rasanten Pageturner erwartet, könnte enttäuscht werden, sehr langsam und gemächlich entwickelt sich der Fall, die privaten Probleme und Schwierigkeiten der beiden Protagonisten nehmen überwiegend den größten Teil der Story in Anspruch. Dies ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass beide Personen vorgestellt werden und ihre Vergangenheit beleuchtet, ich empfand jedoch viele Absätze sehr in die Länge gezogen und manche Wiederholungen als völlig unnötig, übrigens auch, was die Ermittlungen betraf. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Autoren würden mir nicht zutrauen, mir die einfachsten Dinge diesbezüglich zu merken. Natürlich kann dieses Gefühl auch trügerisch sein, aber aufgefallen ist mir dies oft genug, um es zu erwähnen.

Insgesamt hat mich der Kriminalroman gut unterhalten können, der Fall endete schlüssig, alle Fäden fanden zusammen. Der fürchterliche Cliffhanger am Ende lässt mich fast verzweifelt zurück, denn natürlich möchte ich nun dringend wissen, wie es weitergeht, werde mich aber wohl bis Ende Oktober 2024 gedulden müssen, wenn die Fortsetzung mit dem Titel Wintersonnenwende erscheint. Ich freue mich drauf!