Dieses Buch war einfach nur schön!

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katrriin Avatar

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Nachdem ich "Der Buchspazierer" letztes Jahr gelesen und geliebt habe, waren meine Erwartungen sehr hoch für das neue Buch von Carsten Henn - und sie wurden absolut erfüllt!

Dieses Mal ist das Setting ein ganz anderes – das Buch spielt in einem kleinen Ort am Meer, an den sich die ehemalige Schauspielerin Stella Dor zurückgezogen hat. Jonas, der gerade sein Germanistikstudium abgebrochen hat und von nun an als Ghostwriter arbeiten möchte, wird von Stella beauftragt ihre Autobiografie zu schreiben. Obwohl er mit seiner "Flucht" ans Meer, auch seiner eigenen Vergangenheit entfliehen möchte, merkt er schnell, dass er sich genau wie Stella aktiv damit auseinandersetzen muss. Während sie sich gegenseitig beim Erinnern helfen, lernen sie beide was Loslassen bedeutet – und dass jeder Sonnenaufgang die Chance auf einen Neubeginn in sich trägt.

Während wir Stella und Jonas immer besser kennenlernen, entfalten sich auch die Geschichten der Nebencharakteren immer weiter. Die Hintergründe zu den einzelnen Personen setzen sich wie ein Puzzle stückchenweise zusammen. Auch wenn der Roman keine große Spannung aufbaut, fiel es mir deshalb trotzdem schwer, ihn aus der Hand zu legen.
Henn erzählt diese Geschichte dann auch noch mit einer solchen Ruhe und einem so zarten Ton, der mir bisher bei anderen Autoren noch nicht untergekommen ist. Ich habe beim Lesen mehrmals weinen müssen und gleichzeitig fühlte ich mich konstant wie in eine warme Decke gehüllt. Die Sprache ist wie der Inhalt unaufgeregt, aber poetisch. Jedes Wort und jeder Satz wirkt bedacht ausgewählt.

Henn schafft es in diesem Buch erneut mit seiner poetischen Sprache und seinen liebenswerten, wenn auch nicht immer einfachen, Charakteren direkt ins Herz zu treffen. Für mich war das Buch zugleich unfassbar traurig und doch wirklich schön und gemütlich.

"Sonnenaufgang Nr. 5” ist kein Buch, das man mal eben schnell wegliest. Es ist eins, das man langsam liest, mit einer Tasse Tee neben sich, vielleicht mit einem kleinen Kloß im Hals. Manche Szenen sind traurig, andere beinahe lustig, aber alle tragen diese stille Wärme in sich, die Henns Geschichten so besonders macht.
Für mich absolut weiterzuempfehlen!