Eine verzettelte Liebe

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gerwine ogbuagu Avatar

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„Denn wer eifersüchtig war, dessen Herz schlug noch. Dessen Herz war noch in der Lage, aus Liebe zu schlagen.“ So geht es Paul in Carsten Henns neuem Roman „Sonnenaufgang Nr. 5“. Alle Menschen hier in diesem Roman haben viele Geschichten zu erzählen, in denen die Liebe keine untergeordnete Rolle spielt. Jonas ist in diese kleine Stadt am Meer gereist, um einer Diva aus der Vergangenheit zu helfen, ihr Leben zu erzählen. Stella Dor empfängt ihn in ihrem alten Haus, auf Holzstützen gebaut. Das Haus hält noch jedem Sturm stand, man kann sich darin sicher fühlen. Obwohl der Bürgermeister dies bestreitet… Es bleibt nicht aus, dass Jonas viele andere Menschen trifft, die hier wohnen. Sie alle haben viel zu erzählen, über sich und andere Dorfbewohner von denen wir lesen. All die Geschichten ergeben ein Bild wie aus Puzzleteilen zusammen gesetzt.
Stella hat ihr ganzes Leben bereits in ihrer eigenen Weise erzählt: auf vielen Zetteln die überall im Haus zu finden sind – nicht nur in ihren unzähligen Büchern sondern an ganz besonderen Stellen findet man diese.
Verwoben mit den Geschichten derjenigen, die Jonas trifft, ist seine eigene. Diese wird Stück für Stück durch viele sms zwischen ihm und seinem Vater aufgedeckt, wie im Kartenspiel – immer eine nach der anderen. Bis wir dann erfahren werden, was geschehen ist mit seinem Vater, seiner Mutter und ihm selbst.
Carsten Henn findet einen wunderbaren Ausdruck für das Normale, das Selbstverständliche – er nennt es das „Hintergrundrauschen des Lebens“ und sagt gleichzeitig, dass es doch die „eigentliche Melodie“ ist.
Und mit diesem Ratschlag endet ein Gespräch mit Bentje, der Frau, die an der Bushaltestelle wartet um die Ansagen ihres verstorbenen Mannes zu hören.
Sie sagt, was wir alle immer erinnern sollten:“Leben Sie jeden Tag so, als sei es der letzte. Dann werden Sie ein Leben führen, das unvergesslich ist.“
Mag sein, dass viele Leser diesen Rat schon lange kennen. Es ist aber ratsam, sich öfter daran zu erinnern. In dieser Geschichte lesen wir viel, das uns auf Ähnliches hinweist. Sie steckt voller überraschender Wendungen, so wie wir es von einem guten Roman erwarten. Dieser Roman jedoch ist mehr – er ist ein Seelenbuch. Er rührt die Seele an und wird das bei allen die ihn lesen tun – die es sich erlauben, ihre Seele berühren zu lassen.