Vier Frauen ergeben einen Schmöker

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Vier Frauen bereiten sich an einem feuchtkalten Abend in New York auf ein Ehemaligentreffen ihrer Universität vor. Charlie, einstmals erfolgreiche Börsen Brokerin und jetzt Kursleiterin in ihrem eigenen Yoga Studio. Bess, Klatschreporterin eines Boulevardmagazins, die lieber eine ernstzunehmende Journalistin wäre. Sabine, Lektorin in einem Verlag für Liebesromane, die sich schon lange von dem Gedanken verabschiedet hat jemals selber Autorin zu werden. Und Naomi, freiberufliche Web Designerin und alleinerziehende Mutter des achtjährigen Noah, die nach einer gescheiterten Modelkarriere auch ihre Ambitionen als Fotografin aufgegeben hat. Charlie weckt, nach der Freude des Wiedersehens, in den anderen die Neugier auf Yoga. Und so beschließen die drei anderen einen exklusiven Kurs bei Charlie zu buchen. Schon eine Woche später treffen sie sich zu ihrem ersten Samstag Vormittag Kurs. Nicht ahnend das die Entscheidung mit Yoga zu beginnen für alle einen Wandel bringen wird. Nicht nur schlaffe Körperteile und wabbelnde Oberarme betreffend, sondern die Richtung ihres Lebens.

 

“Sonnengruß für Regentage” bietet nichts neues. Es ist eine herkömmliche Geschichte von vier Frauen um die dreißig Jahre. Allerdings nicht unbedingt im Stil von “Sex and the City” obwohl die Geschichte in New York spielt. Eher im Stil von Rosamunde Pilcher. Nur jünger und dynamischer. Es geht um Liebesglück und Herzschmerz, Frust im Beruf und geplatzte Träume. Herz, Schmerz und dies und das, wenn man so will. Edelkitsch nur ohne die Klippen von Cornwall und reiche englische Landadelige. Dennoch habe ich das Buch nicht aus der Hand gelegt bis die letzte Seite umgeblättert war.

 

Das war übrigens schnell passiert, denn das Buch lässt sich gut lesen. Sprache und Stil sind flüssig. Man rauscht durch die Szenen und hat gleichzeitig die Bilder vor Augen. Die Dialoge sind manchmal etwas gestelzt, aber man muss ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

 

Wahrscheinlich ist es gerade die Normalität die einem die Handlung so vertraut und familiär vorkommen lässt. Charlie, die immer noch ihrem Ex-Freund Neil nachtrauert, der sie vor vier Jahren verlassen hat. Bess die unglücklich mit ihrem Beruf als Klatschreporterin ist, aber umso glücklicher verliebt in Dan. Dieses Glück aber für ihre Unabhängigkeit aufs Spiel setzt. Sabine, die sich mit ihrer Schüchternheit viele Möglichkeiten versperrt und auch ihren Traum selber Autorin zu werden nicht weiter verfolgt. Und Naomi, die als aufopferungsvolle Mutter, die eigenen Bedürfnisse hintanstellt bis es beinahe zu spät ist.

 

Die vier sind so liebenswert beschrieben. Ihre Fehler und Schwächen, aber auch die Besonderheiten jeder einzelnen. Als weibliche Leserin hat man das Gefühl in jeder Frau steckt eine Kriegerin des Lichts. Man muss nur auf die Suche nach ihr gehen.

 

Yoga kann dabei eine Hilfe sein. Davon ist zumindest Charlie überzeugt, der die indische Lebensphilosophie in den dunkelsten Stunden ihres Lebens geholfen hat. So leicht und flockig die Lektüre auch sonst daher kommt, mit Yoga kennt sich die Autorin wohl aus. Allein beim Lesen hat man das Gefühl selber einen Muskelkater zu bekommen, wenn man nur die Namen der Übungen zu lesen versucht. Der im Buchtitel genannte “Sonnengruß” beinhaltet beispielsweise eine ganze Abfolge von Übungen und soll die Ehrfurcht vor der Schöpfung sowie Demut und Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen. Ehrfurcht und Demut muss man diesem Buch sicher nicht entgegen bringen. Eher schon Dankbarkeit. Für ein paar unbeschwerte Lesestunden.