Sorry, so gar nicht meins

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viv29 Avatar

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Die Autorin habe ich wegen ihres gekonnten Schreibstils in Erinnerung, auch das Thema des kulturellen Umgangs mit Scham ist interessant.

Die Leseprobe ist es leider nicht. In kurzen Kapiteln wird zuerst sehr viel Allgemeines ausgewalzt, und zwar mit vielen Worten um recht wenig Inhalt. Durch diese kleinen Kapitel und viele fast leere Seiten werden Seitenzahlen geschunden und ich bekam fast den Eindruck, das wenige Gesagte solle so etwas substanzieller wirken.

Ein paar gute Ansätze sind drin, dann geht aber das "Wir armen Frauen"-Lamento los. Hier habe ich die Augen verdreht: "Eva hat sich zuerst von der Schlange verführen lassen, weshalb sie nicht nur beschämt, sondern auch schuldig gemacht wird. Bis heute bekommen Frauen von der Gesellschaft diese auferlegte Schuld zu spüren." Welch Pathos! Welche Larmoyanz!
Ich frage mich ja manchmal, in welcher Welt die Frauen, die diese Jammerbücher schreiben, leben? In der realen kann es schon mal nicht sein. Ich habe trotzdem weitergelesen, weil ich hoffte, es würde jetzt nicht nur mit diesem Suhlen in der vermeintlichen Unterdrückung weitergehen, sondern es würden vielleicht endlich einmal ein paar neue, lesenswerte Ansichten folgen.
Bei diesem Satz habe ich dann erkannt, daß es doch nur wieder ein Jammerbuch wird: "Wie alle Systeme will sich auch das Patriarchat erhalten und muss demnach alles dafür tun, um seinen Einsturz nicht zu gefährden." Das klingt wie in einem schlechten Krimi. Die bösen Mächte werden "alles tun", um den Kampf zu gewinnen. Meine Güte. Noch nie ging es Frauen in unserer Gesellschaft so gut wie heute, und noch nie haben sie mehr darüber gejammert, wie schlecht es ihnen ging.


Schade. Das Thema Frauen und Scham hat Potential, hätte viel Interessantes zu bieten. Aber die "Uns Frauen geht es soooo schlecht"-Bücher, die momentan den Markt überschwemmen, haben eine treue Anhängerschaft, also wird diese Schiene wohl auch diesmal kommerziell erfolgreich sein.