Mind the Gender Gap

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jollybooktime Avatar

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"Solange es Macht gibt, gibt es Unterdrückung, und um dieses Ungleichgewicht zu festigen, benötigt es Werkzeuge - so eben auch die Scham."

Die ersten Menschen, die sich schämten waren - wie kann's anders sein: Adam und Eva. Das Feigenblatt ist bis heute, zumindest im Sprachgebrauch, geblieben. Eva gilt seit ihrer Vertreibung aus dem Paradies als die Mutter aller Schuld und Scham.

Stellt euch mal vor, Eva hat Augenringe und Pickel. 🫣 Eva hat ihre Tage und bittet lautstark um einen Tampon. 🫣🫣 Eva wird ungewollt schwanger (war bestimmt so), sucht die Schwangerschaftsberatung auf und entscheidet sich für einen Abbruch. 🫣🫣🫣

Zumeist weiblich konnotiert hat das Schämen eine lange "Tradition", vielfältige Gründe und wurde stets gefestigt von Kirche, Staat und Patriarchat. Scham entsteht, wenn wir Erwartungen nicht erfüllen und nicht der Norm entsprechen. Doch sie basiert auch auf Unterdrückung. Frauen schämen sich häufig für Dinge, die ihnen passieren, für die sie nichts können. Der Selbstwert von Frauen wird seit jeher kleingehalten - auch der finanzielle: Gender-Pay-Gap. Dieser entsteht u. a. durch unbezahlte Care-Arbeit: Gender-Care-Gap. Wodurch insgesamt später die Altersarmut droht: Gender-Wealth-Gap. Sollten wir dieses Alter nicht erreichen, liegt das möglicherweise daran, dass Frauen auch in der (medizinischen) Forschung quasi nicht vorkommen. Nicht erkannter Herzinfarkt: Gender-Data-Gap. Der Buchtitel könnte also auch lauten: Mind the Gap!

Anika Landsteiner geht in ihrem Essay "Sorry not sorry" nicht nur der verhaltensbiologischen Funktion von Scham auf den Grund, sondern entlarvt sowohl die eigentlichen Verursacher als auch ihre Profiteure.
Es ist kein Ratgeber und dennoch meine ich, einen Ansatz erkannt zu haben, wie wir aus der Rechtfertigungsschleife rauskommen und das ewige Schamgefühl loswerden können. Der natürliche Feind der Scham ist die Empathie. Also sollten wir emotionale Verletzungen nicht wegschließen, sondern drüber sprechen und die Stufen planieren.