Oberflächliche Zusammenfassung des Feminismus

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Anika Landsteiner, selbsternannte Feministin, schreibt in ihrem Buch über das Gefühl weiblicher Scham - dem Zwang sich für etwas schämen und entschuldigen zu müssen. In 10 Kapiteln beleuchtet sie verschiedene Themenbereiche, die von der 'me too'-Bewegung, über Endometriosis, nackte Körper, Hochzeiten und Co reichen. Spannend empfand ich vor allem die Einblicke in die medizinische Forschung wenn es um 'Frauen- vs Männerleiden' geht.

Das Buch beleuchtet durchaus wichtige gesellschaftliche und politische Themen. Meine hohen Erwartungen an das Buch wurden leider enttäuscht da bereits Altbekanntes zum wiederholten Male (oberflächlich) diskutiert wurde. Hinzu kommen Landsteiners eigene Erfahrungsberichte, nicht unterinteressant, dennoch mit einem sehr wütenden Unterton geschrieben. Das hinterließ bei mir den Eindruck, dass der Mann wieder an den Pranger gestellt wurde. Mir fehlte die Analyse aus verschiedenen Blickwinkeln.

Etwas irritierend fand ich teils die Kapitelwahl. Während die Autorin ein Kapitel dem Thema Reality Shows im Fernsehen - verbunden mit Fremdschämen und weiblicher Scham - verknüpft (für mich sehr weit hergeholt), werden andere umso wichtigere Themen nicht tiefgründig genug diskutiert. Endometriosis, Verhütung und Heirat hätten mehr Potenzial gehabt - gerade im Hinblick auf Aufklärungsarbeit der jüngeren Leser*innen, und andere Themen wie Erziehung, Scham im Arbeitsumfeld, etc wurden überraschenderweise nicht thematisiert.

Ein flüssig geschriebenes Buch, gespickt mit einigen Trendwörtern (z.B. cis Mann, catcalling, etc.), welches Schamthemen oberflächlich zusammenfasst. Sicherlich lesenswert für jemanden, der sich mit dem Thema zum ersten Mal auseinander setzt - aber wer tut das schon in der heutigen Zeit?