2045 und Seelenverwandtschaft ist eine Krankheit

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timepassedby Avatar

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Was wäre, wenn man untrennbar mit seinem Seelenverwandten verbunden wäre – bis der Tod einen scheidet? Oder wenn einer stirbt, der andere unmittelbar mit ihm das Zeitliche segnet?

Die Grundidee von "Soulmates and Other Ways to Die" hat mich sofort überzeugt. Du hast einen Seelenverwandten, doch wenn er stirbt, stirbst du ebenfalls. Wenn er Schmerzen hat, spürst du sie auch. Diese besondere Seelenverbindung lässt sich über das Blut feststellen, denn sie beruht auf einer genetischen Mutation. Aufgrund der hohen Sterberate herrscht im Jahr 2045 eher Endzeitstimmung als Friede, Freude, Eierkuchen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Zoe und Milo erzählt. Während Zoe keinerlei Interesse daran hat, ihren Seelenverwandten zu finden, kann Milo es kaum erwarten. Doch wie sollte es anders sein, gehören die beiden zusammen. Zumindest, wenn es nach dem DearlyDeparted-Syndrom geht.

Auf den Plot selbst möchte ich nicht näher eingehen. Aber die Gestaltung des Buches ist großartig: Orange-lila-Farbtöne unterstreichen die Weltuntergangsstimmung, und ein hübscher Farbschnitt mit „Love is a choice“ rundet das Ganze ab. Ob man Schrift auf dem Farbschnitt mag, ist natürlich Geschmackssache – hier passt es für mich aber sehr gut.

Der Schreibstil ist flüssig, man kommt mühelos mit und fliegt förmlich durch die Seiten. Das Pacing ist größtenteils gelungen, auch wenn ich mir für das Ende etwas mehr Zeit gewünscht hätte. Zugegeben, ich gehöre nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe, schließlich ist "Soulmates and Other Ways to Die" ein Jugendbuch. Aber das hat mich nicht daran gehindert, die Geschichte von Milo und Zoe gerne zu verfolgen.

Die Figuren haben mir gefallen. Ich konnte ihre Entscheidungen und Gedanken nachvollziehen, sowohl bei den Protagonisten als auch bei den Nebencharakteren. Ein wenig mehr Tiefe hätte man ihnen durchaus geben können – aber das ist eher Kritik auf hohem Niveau.

Ich werde von der Autorin Melissa Welliver bestimmt noch ein weiteres Buch zur Hand nehmen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und es muss eben nicht immer eine Geschichte mit riesigem Worldbuilding sein, in dem alle Fragen beantwortet werden. Manchmal reicht auch eine gute Grundidee, interessante Figuren und eine stimmige Atmosphäre.

Die Mischung aus Dystopie und einer Prise Romance ist auf jeden Fall eine Empfehlung für junge Leser*innen – aber auch für alle anderen, die Lust auf eine spannende und originelle Geschichte haben.

Einen Stern ziehe ich ab, weil das Ende etwas eilig war und mir an manchen Stellen, die Auflösung bzw Lösung des Problems zu schnell und einfach war.