Guter Plot mit ungenutztem Potential

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noeffi Avatar

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Die Prämisse dieses Buches ist schlichtweg genial: Eine Welt in der „langsamsten Apokalypse der Welt“, in der unser Überleben an einem "Kin-Twin" hängt – einem zufällig zugewiesenen Seelenverwandten. Die Heldin Zoe, ein organisierter Kontroll-Freak, findet in dem Adrenalin-Junkie Milo ihren Kin-Twin, was sie natürlich sofort zur Verzweiflung treibt. Allein diese Ausgangslage schreit nach unterhaltsamen Konflikten, Humor und sarkastischen Dialogen.

Leider hat die Umsetzung dieses enorme Potenzial verschenkt.

Zwar erleben Zoe und Milo mit ihren Freunden etliche Abenteuer bei der Suche nach einem Weg, dieses Band zu kappen (oder zu retten), doch die Spannung wird nie wirklich genutzt. In jenen Momenten, in denen die Lage ernst werden sollte, flacht die Kurve ab und die Protagonisten entkommen ihren misslichen Lagen auf zu einfache Weise. Es ist bedauerlich: Die Abenteuer hätten Stoff für packende Herausforderungen geboten, die den Leser hätten fesseln können.

Hinzu kommt die fehlende Charaktertiefe. Das Duo aus Kontrollzwang und Risikobereitschaft bietet eigentlich ein ideales Konflikt-Potenzial. Statt dies auszuschöpfen, lösen sich die anfänglichen Zweifel schnell auf. Die Romanze entwickelt sich zu glatt und konfliktarm, wodurch die Charaktere selbst sehr einschichtig bleiben.

Auch wenn man die Zielgruppe – junge Leser – berücksichtigt und keinen komplexen Roman à la Dan Brown erwartet: Ich habe bereits Jugendbücher gelesen, die mit deutlich vielschichtigeren Protagonisten und einem höheren Spannungsbogen punkten konnten. Die Idee ist eine 10/10, die Ausführung leider nur eine 4/10. Hier wurde viel Potenzial ungenutzt gelassen.