Ein Buch wie ein Film mit Meg Ryan und Hugh Grant in den 90ern

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aennie Avatar

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Georgina ist achtzehn, als sie sich zum ersten Mal richtig verliebt. Eine willkürliche Sitzplatzänderung im Englischunterricht spült sie an die Seite von Lucas MacCarthy (ein Zitat einer Dozentin in meinem ersten Semester beim Auslosen von Partnern für ein Referat: "ich will jetzt nicht sagen, ich haben durch dieses System Ehen gestiftet, aber, naja!"). Blass, dunkelhaarig, Ire und irgendwie ein Außenseiter im englischen Sheffield und fortan eine ganz besondere Person in ihrem Leben. Bis zum Abschlussball. Da passiert etwas, das die beiden außeinander bringt, kein Wort wechseln sie mehr miteinander, bis sie zwölf Jahre später wieder aufeinandertreffen.
Georgina hat ihren rechten Platz im Leben – zumindest aus Sicht ihrer Familie, nicht gefunden. Der frühe und plötzliche Tod ihres Vaters hat sie schwer aus der Bahn geworfen, das Studium hat sie abgebrochen, ihre Beziehungslandschaft ist unspektakulär bis desolat und sie arbeitet als Kellnerin. Mal hier, mal dort und von einem auf den anderen Tag auf jeden Fall nicht mehr im zweifelhaften Lokal That’s Amore! das 88% der User auf TripAdvisor als wirklich schlecht bewerten. Ihr Schwager Mark verhilft ihr zu einem neuen Job in einem sanierten Pub und Devlin, einer der Inhaber würde sie vom Fleck weg engagieren. Sein Bruder scheint Einwände zu haben. Ein großer, dunkelhaariger Ire, schlecht gelaunt. Georgina erkennt ihn sofort und ist wie vom Donner gerührt, denn er scheint sie nicht zu erkennen...
Mit ihrer Schlagfertigkeit ist es dann nicht mehr weit her, und sie muss erst einmal überlegen, wie sie mit der Situation umgehen soll. Kann das wirklich sein? Weiß er wirklich nicht, wen er vor sich hat? Erschwerend kommt hinzu, dass niemand von der Geschichte damals weiß, und sie sich nicht einmal mit ihren Freunden Clem, Rav und Jo austauschen kann. Aber irgendetwas ist da doch, denn Lucas verteidigt sie vehement, seien es unkontrollierbare Exfreunde oder wildgewordene Stripper…

Fällt außer mir noch jemandem auf, dass es keine romantischen Filmkomödien mehr gibt? Diese Filme, die man zehnmal mit Genuss gesehen hat, E-Mail für dich, Notting Hill, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Die Braut, die sich nicht traut? Gibt es irgendwie nicht mehr, sehr bedauerlich. Aber es gibt Bücher von Mhairi MacFarlane, und die fühlen sich für mich genauso an.
Nicht dümmlich und platt, sondern rundweg sympathisch, lustig, anrührend und mit dem Wissen, dass es schon so ausgehen wird, wie es soll, damit man rundherum zufrieden ist. „Sowas kann auch nur mir passieren“ ist mein dritter Roman der Autorin und wiederum einfach schön, ich fühle mich wohl beim Lesen solcher Romane, auch wenn ich sonst eher dem Krimi- und Thrillergenre zugetan bin, bilden sie doch eine wohltuende, willkommene Abwechslung mit ihrem Wortwitz, ihren realistischen, immer ein wenig unperfekten und deshalb so sympathischen Protagonisten, den skurrilen Randfiguren, wie in diesem Fall Granny Hogg, und ihrem runden Plot.

Fazit: für mich eben kein seichter, gewollt-und-nicht-gekonnt platter 100%-Happy-End-Liebesroman sondern ein Wohlfühlbuch, witzig und charmant zum mitleiden, mitlachen mitfreuen. Toll!