Voller Wortwitz und Warmherzigkeit

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Stellen Sie sich die drei folgenden Szenarien vor: a) Ihr Chef feuert sie vor versammelter Kundschaft, b) Sie erwischen Ihren Freund im Bett mit einer anderen Frau und c) Ihre erste und eigentlich bisher auch einzig wahre Liebe läuft Ihnen nach über zehn Jahren wieder über den Weg und hat keinen blassen Schimmer, wer Sie sind. Klingt katastrophal? Nun stellen Sie sich vor, all diese drei Szenarien ereignen sich an nur einem Wochenende. Unserer Protagonistin in Mhairi McFarlanes neuem Roman passiert genau das.

Georgina ist Anfang 30, lebt in Sheffield und kellnert zum Leidwesen ihrer Mutter und ihres Stiefvaters immer noch. Sie ist eine durchweg lustige Person, die sich selbst tatsächlich manchmal gerne ernster nehmen dürfte, wie ich finde. Was auch immer das Leben für Georgina bereit hält, sie hat immer einen witzigen Spruch auf den Lippen. Ich liebe Mhairis Bücher für den Wortwitz und den Humor, den ihre Protagonistinnen in jeglichen Situationen an den Tag legen. Gute Laune ist hier vorprogrammiert.

Georgina verkörpert nicht das typische Frauenbild, welches leider immer noch viel zu häufig in Liebesromanen zugegen ist. Ganz im Gegenteil, der gesamte Roman hat einen ziemlich feministischen Unterton, der mir sehr gefallen hat. Das fängt damit an, dass Georgina sich die blöden Sprüche im Restaurant nicht gefallen lässt und hört noch lange nicht damit auf, dass sie zusammen mit ihrer Schwester ein wachsames Auge auf ihre Mutter wirft, die in einer ziemlich unausgeglichenen Beziehung lebt. Auch Georgina erlebte in ihrer letzten Beziehung eine Form von psychischer Gewalt und Belästigung, die leider auch nach der Trennung nicht aufhörte. Der Kampf gegen den penetranten Ex und den Alltagssexismus geben dem Buch außerdem eine tiefgehende Botschaft und das Gefühl, nicht allein zu sein. Hier hätte die Autorin sogar noch eine Schippe drauflegen können, finde ich.

Weswegen meine Bewertung trotzdem nicht supergut ausfällt, ist die Tatsache, dass der gesamte Roman ziemlich vorhersehbar war. Eigentlich hat Mhairi das Talent, einzigartige Charaktere zu erschaffen und mit frischen Ideen für Liebesromane zu begeistern. Deswegen war es für mich umso unverständlicher, warum sie gegen Ende des Buches doch auf altbekannte Muster zurückgreift und den Figuren dadurch die typischen Stempel aufdrückt. Für mich hätte der Roman noch besser funktioniert, wenn nicht ganz so viele Elemente der Geschichte so vorhersehbar gewesen wären. An dieser Stelle möchte ich allerdings betonen, dass „Sowas kann auch nur mir passieren“ trotz dieser Kritik immer noch weit vom Augenrollen entfernt ist, welches mich leider schon durch so einige Liebesromane und ChickLit-Bücher begleitet hat.

Mhairi McFarlane zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, da sie es einfach immer wieder schafft, mich zum Lachen zu bringen. Ihre Romane laden zum Wohlfühlen ein und ihre Protagonistinnen sind niemals auf den Mund gefallen. „Sowas kann auch nur mir passieren“ konnte mich zwar nicht so sehr begeistern, wie ihre anderen Bücher, trotzdem hatte ich viel Spaß beim Lesen und kann das Buch für gemütliche und entspannte Momente empfehlen.