2.5⭐️

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néeastern Avatar

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Es beginnt mit einer Frau, die der Stadt entkommt, um in der Weite der Landschaft Ruhe zu finden. Johanne, Anfang dreißig, Schriftstellerin, mietet ein Zimmer in einem weißen Haus. Dort lebt Mikael – ein Mann, der für sie zur Mitte ihres Lebens werden wird. Jahre später ist er tot, und sie sitzt allein in diesem Haus, während der Herbst in den Winter kippt, und schreibt. Nicht die ganze Geschichte, sondern Bruchstücke: Erinnerungen, die an den Rändern ausfransen, wie alte Fotografien, deren Farben verblasst sind.

Vego schreibt leise. Sie schenkt uns nicht Handlung, sondern Atmosphäre – den Geschmack von Salz im Wind, das schwere Atmen der Jahreszeiten. Ihre Sprache ist melancholisch, fast zart, und doch wiegt sie schwer, weil sie von Verlust spricht. Aber gerade in dieser Zartheit liegt auch die größte Schwäche: Die Geschichte zerfällt in Splitter, die sich nicht zu einem Ganzen fügen wollen. Rückblenden reißen den Leser aus der Zeit, wie Wellen, die nie ganz zurück ans Ufer finden.

Es ist ein Buch über Liebe, die bleibt, wenn der Körper geht. Über Orte, die uns festhalten, lange nachdem alle gegangen sind. Und doch bleibt man als Leser seltsam unberührt – als säße man vor einer verschlossenen Tür und lauschte dem Leben dahinter, ohne je eingelassen zu werden.

Fazit: Sprachlich schön, stimmungsvoll wie ein herbstlicher Nebel. Aber auch so flüchtig. Wer eine zusammenhängende Geschichte sucht, wird enttäuscht; wer sich in Landschaften und Vergänglichkeit verlieren will, wird für einen Moment verweilen. Für mich: 2,5 Sterne – ein stilles Buch, das ich bewundere, aber nicht liebe